#Elbtauffest "Moin Welt!": 5.000 Menschen feiern Taufe an der Elbe


 

 

Es ist das vermutlich größte Tauffest in der Geschichte der evangelischen Kirche Deutschlands: 500 Täuflinge und 5.000 Gäste feiern am Pfingstsamstag – trotz stürmischer Böen – ganz entspannt am Rissener Ufer. Die Kirche findet mitten im Leben der Menschen statt und sagt damit: „Moin Welt!“

Immer wieder der Blick auf die Wetter-App. Brigitte Könemann, Beate Timann und Pastor Hendrik Höver vom Projektteam Elbtauffest haben alles im Griff – nur das mit dem Wetter liegt nicht in ihrer Hand. Seit einem dreiviertel Jahr sind die drei mit der Planung und Organisation der Veranstaltung beschäftigt. „Besonders wichtig war es uns, einen schönen Ort für dieses Fest zu finden. Wir sind froh, dass es am Elbstrand in Rissen geklappt hat“, sagt Timann (zum Interview).

300 Kilo Erdbeeren, 5.500 Laugenbrötchen, 8 Tonnen Getränke und fast 600 Biertischgarnituren mussten hierher gebracht werden. „Logistik ist am Strand quasi gar nicht vorhanden. Wir mussten alles ‚aus dem Boden stampfen’“, erzählt Könemann. Eine weitere Herausforderung war die Platzierung der vielen Gäste. „Schließlich sollten alle mit ihrer Gemeinde zusammensitzen und sich wohl fühlen an so einem besonderen Tag!“

Ein buntes Miteinander

Gegen Mittag trudeln die ersten Familien mit Bollerwagen, Buggys und Picknickkörben ein und suchen ihre zugeordneten Plätze. Für Pastor Hendrik Höver zeigt sich bei so einem großen Tauffest die christliche Gemeinschaft in ihrer ganzen Buntheit und Verschiedenheit: „Alle eint, einen jungen Menschen dabei zu begleiten, wie ihm der Taufsegen zugesprochen wird und zwar an einem ganz besonderen Ort: in der Elbe und damit wie Jesus im Fluss!“ Hier am Elbstrand träfen unterschiedlichste Millieus und Kontexte aufeinander und würden in ein buntes und fröhliches Fest hineingenommen.

Auch Bischöfin Kirsten Fehrs mischt sich schon deutlich vor Beginn des Gottesdienstes unter die Leute. „Es ist ein ganz aufregender und wundervoller Moment! Vor allem wenn man sieht, wie die Menschen – obwohl es ja ziemlich stürmisch ist – mit so einer Freude hier sind“, sagt sie (zum Interview). Dass die Einladung der Kirchenkreise zur Elbtauffe so positiv aufgenommen wurde, liege auch daran, dass  viele Menschen eine tiefe Sehnsucht nach Schutz und Segen haben.

Julia Staedler und Jörn Dammers aus Lokstedt gefiel die Idee mit der Elbtaufe sofort. Zwei ihrer drei Töchter Edda (8), Mette Mie (6) und Loki (4) singen bereits im Kinderchor der Kirche. Mit der Taufe möchten sie diese Verbindung zur Kirche noch einmal bewusster festmachen: „Wir fanden es gut, dass es nicht so konventionell ist, sondern eher locker. Und dass es am Wasser ist, unter freiem Himmel!“

Gott ist da in den Stürmen des Lebens

Mit dem Läuten der Schiffsglocke kurz nach drei Uhr beginnt der Festgottesdienst. Pröpstin Dr. Ulrike Murmann begrüßt die Täuflinge und alle Gäste. Es herrscht eine freudig-aufgeregte Stimmung. Dann liest Pastor Hendrik Höver die biblische Geschichte von der Sturmstillung vor und die Band „Tüdelband“ spielt das Lied „Du glättest die Wogen“. Das mit den Wellen und dem Sturm lässt sich hier draußen gut nachempfinden.

Bischöfin Kirsten Fehrs ermutigt in ihrer Predigt dazu, Gott das eigene Leben anzuvertrauen: „Wenn einen die Angst nicht loslässt in den Stürmen des Lebens: Dann hilft nur Vertrauen. ‚Herr, hilf uns!’ Das ist eigentlich ein Gebet.“ Gott würde in der Taufe versprechen, dass die Reise durch die Stürme des Lebens gelinge. „Auch deshalb feiern wir Taufe draußen! Es sagt: Siehst du nicht? Der Himmel steht dir offen. Und wer den Himmel über sich offen weiß, kann aufrecht durchs Leben gehen. Kann sagen: ‚Moin Welt!’“

Mit den Füßen im Wasser: Taufen in der Elbe

Nachdem Propst Dr. Karl-Heinrich Melzer die Taufliturgie gesprochen hat, schlendern 92 Pastorinnen und Pastoren aus 65 Kirchengemeinden mit ihren Tauffamilien und Gästen zum Elbstrand. Getauft wird an 50 Taufstationen oder direkt in der Elbe. Für Pastor Oliver Spies ist es auch die erste Elbtaufe (zum Interview). Mit den Füßen im Wasser tauft er sechs Kinder und spricht jedem einzelnen zu: „Gott sagt: ‚Ich hab dich lieb. Du gehörst zu mir.’“ Danach bilden die Familienmitglieder und Freunde einen Kreis um den Täufling herum und halten die Hände segnend über das Kind – wie ein schützender Schirm.

Tausende Menschen sind hier am Strand versammelt während ein pinkfarbenes Containerschiff auf der Elbe vorbeizieht. Man hört Lachen, Klatschen, Singen. Kinder werden in der Luft herumgewirbelt und manch einer wischt sich eine Freudenträne aus dem Gesicht. Spies ist begeistert: „Es sind so erwartungsvolle Gesichter, ganz viel Freude. Die Füße sind nass, der Wind weht – es ist ganz toll zu sehen, wie wertvoll Menschen und Leben sind. Und das ist jetzt richtig spürbar, greifbar!“

Nicht ein Regentropfen ist während der Open-Air-Taufe gefallen – Gott sei Dank. Wieder zurück an ihrem Tisch Nr. 532 strahlt auch Julia Staedler: „Es war ein einzigartiges Erlebnis – so mit den Füßen im Wasser und dem Pastor zusammen. Obwohl unglaublich viele Menschen da waren, war es trotzdem irgendwie intim in dem Kreis.“ Besonders bewegend fand sie den Moment, als für ihre Kinder die Taufverse gesprochen wurden, die sie ein Leben lang begleiten sollen. Bestimmt werden sie – und viele andere Tauffamilien – wieder an diesen Ort zurückkehren mit der Erinnerung an diesen unvergesslichen Elbtauf-Tag und der festen Zusage „Der Himmel steht dir offen!“

Eindrücke vom Elbtauffest