Kirche-Hamburg: Wir erleben hier gerade die wahrscheinlich größte Taufe in der Geschichte der Evangelischen Kirche Deutschlands! Wie ist das für Sie?
Bischöfin Kirsten Fehrs: Es ist ein ganz aufregender und wundervoller Moment! Vor allem weil man sieht, wie die Menschen – obwohl es ja ziemlich stürmisch ist – mit so einer Freude hier sind. Wir sehen, wie sie eine Neugierde für Kirche haben, aber auch wie sich diese Taufe in ihr Leben einbindet. Wir finden als Kirche mitten im Leben der Menschen statt und sagen damit: „Moin Welt!“ Denn Kirche gehört mitten hinein in die Gesellschaft und das Leben der Menschen, die uns auch suchen.
Viele Menschen scheinen nur darauf gewartet zu haben. Wie erklären Sie sich diesen großen Zuspruch?
Ich glaube, dass sehr viele Menschen Zuhause schon öfter überlegt haben, dass sie ihr Kind taufen lassen möchte. Das Leben ist ja ein unglaubliches Wunder. Gerade wenn man als Familie einen neuen Erdenbürger dazubekommt, ist da auch so ein Bedürfnis nach Schutz und Segen. Der Segen ist ja da, aber man möchte ihn auch hören und verstärkt erleben. Und diese Sehnsucht, die viele Menschen hatten, wurde mit dem Brief der Kirchenkreise genau beantwortet, in dem wir gesagt haben: ‚Bitteschön, wir laden euch zu einer großen Taufe ein!’ Und das ist eben nicht ein Event, sondern etwas zutiefst Innerliches, was die Menschen erreicht hat in ihrer Suche nach Segen.
Die Kirche geht raus zu den Menschen und auf öffentliche Plätze. Warum ist das so wichtig?
Wir wollen sichtbar machen, dass wir in dieser Welt wirklich eine wesentliche Rolle spielen als diejenigen, die auch andere ermutigen, selbst in die Welt hinauszugehen. Denn nur so kann man sie verändern. Und die Taufe sagt: ‚Dazu hab Vertrauen. Denn der Himmel steht offen.’ Diese Aussage, dass der Himmel über dir offen ist, lässt dich auch aufrecht und frei gehen. In einer Zeit, in der so viele Menschen verunsichert sind, sich zurückziehen und die Schotten dicht machen, ist die Botschaft der Taufe genau das Gegensignal: Du kannst mit Kraft und dem Geist Gottes neu ins Leben gehen und immer wieder Vertrauen fassen! Das ist – finde ich – einfach großartig.
Und wann gibt es das nächste große Elbtauffest?
Zunächst erst einmal großen Dank an die Kirchenkreise, die das hier auf die Beine gestellt haben, und großen Dank an die Ehrenamtlichen, an die Pastorinnen und Pastoren, ohne die das Tauffest nicht möglich wäre. Dieser Dank ist mir ganz wichtig! Denn es steckt ja eine monatelange Organisation und Detailplanung dahinter. Und es hat sich gelohnt: wir erkennen deutlich, wie diese Aktion die Menschen abgeholt hat. Vielleicht überlegen die Kirchenkreise ja, wie und wann sie solch ein Fest wiederholen können. Und ich mache auch gerne wieder mit!