20 Jahre Hoffnungs-, Stärkungs- und Wutgottesdienst „Erwartungen an Frauen sind gewaltig“


Immer zum 25. November, dem „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ geht es unter dem Motto „trotz allem“ in einem Gottesdienst um Gewalterfahrungen, Verzweiflung und Wut. In diesem Jahr wird es im Anschluss an den Gottesdienst eine Podiumsdiskussion geben. Die Diakonie Hamburg stellt anlässlich des Aktionstages eine strukturelle Forderung.

Gemeinsam wollen die Beteiligten über sexualisierte Gewalt, aber auch über Sexismus und Geschlechterstereotype sprechen und der Frage nachgehen, warum Gewalt und Diskriminierung weiter zunehmen.

„Es ist ein Konglomerat an Gründen – vor allem, dass patriarchale Strukturen noch immer fest in unserer Gesellschaft verankert sind, gleichzeitig aber angenommen wird, dass wir ja eigentlich schon sehr weit sind in der Gleichberechtigung“, sagt Kelly Thomsen vom Frauenwerk im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein. „Die Gesellschaft muss wieder sensibler dem Thema gegenüber werden und alle Geschlechter mitnehmen und -denken.“

Auf dem Podium diskutieren Ulrike Murmann (Hauptpastorin und Pröpstin), Joy Devakani Hoppe (Pastorin Ökumenische Arbeitsstelle Weitblick) und Stevie Schmiedel (PinkStinks).

Sexualisierte Gewalt, Geschlechterstereotype und Sexismus nehmen zu

Für Joy Devakani Hoppe sind es vor allem stereotype Rollenbilder und Sexismus, die die Gleichberechtigung behindern. „Die Erwartungen an den Frauenkörper und an die Rollen, die eine Frau zu erfüllen hat, als Partnerin, Mutter, in der Arbeitswelt und bezogen auf ihr Äußeres, sind allgegenwärtig und gewaltig“, sagt die Pastorin. Dieser Erwartungsdruck sei eine Form psychischer Gewalt, die immer wieder thematisiert und hinterfragt werden müsse.

Und Kelly Thomsen betont, dass Veränderungen auf einer individuellen und gesellschaftlichen Ebene passieren müssen, aber auch strukturell.

Diakonie Hamburg fordert mehr Personal für Frauenhäuser

Eine strukturelle Forderung kommt anlässlich des Aktionstages von der Diakonie Hamburg. Sie fordert eine bessere personelle Ausstattung der Frauenhäuser. Insgesamt sei die psychische und soziale Belastung der Frauen, die ins Frauenhaus kommen, auf einem hohen Niveau.

Die Mitarbeiterinnen beobachten, dass neben den physischen und psychischen Folgen von Gewalt vor allem die mittelbaren Folgen zugenommen haben: Partnerschaftliche Gewalt bringe auf struktureller Ebene eine Vielzahl von wirtschaftlichen, sozialen und persönlichen Problemlagen mit sich. Dadurch würden die Frauen eine deutlich zeitintensivere Begleitung als noch vor einigen Jahren benötigen, so die Diakonie Hamburg.

Studie des Bundesministeriums belegt hohe Zahlen sexualisierter Gewaltdelikte

Laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ist in Deutschland jede dritte Frau mindestens einmal in ihrem Leben von physischer und/oder sexualisierter Gewalt betroffen. Etwa jede vierte Frau wird mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexueller Gewalt durch ihren aktuellen oder früheren Partner. Betroffen sind Frauen aller sozialen Schichten.