„Bei Patchwork zeigt sich, was für eine Kraft die Solidarität und der Austausch unter Frauen haben“, sagt Annette von Schröder, die die Einrichtung seit etwa fünf Jahren leitet. Dass ihr Team aus zwei hauptamtlichen aber ansonsten ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen besteht, macht Patchwork besonders. Die Einrichtung ist klein, aber ihr Hilfsangebot groß.
Angebot der Frauenhäuser ergänzen
Als die Teilnehmerinnen eines Gottesdienst von Pastorin Irmgard Nauck zum Thema Frauengewalt die Einrichtung vor 25 Jahren spontan gründeten, lag die Entstehung des ersten Frauenhauses in Hamburg bereits 15 Jahre zurück. Patchwork formierte sich in eine Lücke hinein: In die Arztpraxis einer der Initiatorinnen, Dr. Ute Harte, kamen immer wieder Frauen mit Verletzungen, die auf häusliche Gewalt hindeuteten. Um ihnen zu helfen, gründete sich das Netzwerk, ein Patchwork aus Frauen mit verschiedenen Fähigkeiten. „Sich damals so sichtbar gegen häusliche Gewalt einzusetzen, war eine großartige Initiative und vor 25 Jahren noch eine Art von Aktivismus“, sagt Annette von Schröder.
In diesem Punkt hat sich seither gesellschaftlich viel weiterentwickelt. „Viele Menschen sehen häusliche Gewalt heute als falsch an“, sagt sie. Für die evangelische Kirche, Träger ist das diakonische Werk Hamburg-West/Südholstein, ist Patchwork wichtig. „Es verdeutlicht den moralischen Standpunkt, dass die Zeiten vorbei sind, in der die Führung des Mannes die Norm war“, so von Schröder.
Immer mehr Fälle digitaler Gewalt
Ging es vor 25 Jahren vor allem um physische Gewalt, später auch um Stalking, ist heute ein neuer Bereich hinzubekommen: die digitale Gewalt. Dabei werden Betroffene im digitalen Raum beschimpft, bedroht, erpresst, gedemütigt, sozial isoliert oder verfolgt – etwa durch die Weitergabe sensibler Daten wie Fotos. Durch Spionage-Apps (Spyware) werden Gesprächsverläufe oder der Standort der Betroffenen überwacht.
Der Anteil digitaler Gewalt wächst. 2020 war sie dominanter Teil von fünf Prozent der Anrufe, im Jahre 2021 von etwa zehn Prozent. „Und die bildbasierte Kommunikation ist in Coronazeiten noch einmal intensiver geworden“, sagt von Schröder.
Für die Zukunft hat Patchwork deshalb zusammen mit anderen Hilfseinrichtungen wie beispielsweise dem Frauennotruf politische Forderungen aufgestellt. „Wir möchten mehr technisches Wissen aufbauen und uns fortbilden, um Fälle digitaler Gewalt hamburgweit beraten zu können. Für diese Struktur baucht es Geld“, sagt von Schröder.
Mittel und Wege zu finden, betroffenen Frauen zu helfen, das werde auch in Zukunft Aufgabe von Patchwork sein, so von Schröder. „Weil wir den Schmerz sehen, machen wir digitale Gewalt auch in Zukunft sichtbar.“
Mehr Infos: https://www.patchwork-hamburg.org/
Unter der Mobilnummer 0171-633 25 03 ist Patchwork Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr und Montag und Mittwoch von 9 bis 18 Uhr telefonisch erreichbar.