Kanzel, ca. 1622, in der St. Pankratiuskirche Ochsenwerder - Copyright: Simone Vollstädt
Kanzel, ca. 1622, St. Pankratiuskirche Ochsenwerder

Die Kanzel

Über die Herkunft der Ochsenwerder Kanzel gibt es keine urkundliche Überlieferung und keinen Eintrag im Kirchenrechnungsbuch dieser Zeit. Stilistisch wird sie jedoch ebenfalls der Werkstatt Hein Baxmanns zugeschrieben. Zeitlich ist sie vor dem Altar entstanden. Eine zugehörige Kanzeltür befindet sich heute im Museum für Kunst und Gewerbe. Sie enthält die Wappen zweier Hamburger Ratsherren, die gemeinsam 1622 Landherren waren – ein starkes Indiz für den Kanzelbau im Jahre 1622. Auch 1618/19 käme für die Entstehung in Betracht. Für 1618 fehlt die Kirchenrechnung und 1619 wurde für den Transport von Kalk, Dielen und des Pastors Geredt eine vergleichsweise große Summe ausgegeben. Möglicherweise ist mit dem Geredt (von Rede als Predigt?) die Kanzel gemeint, die in Baxmanns Werkstatt gefertigt und dann nach Ochsenwerder verschifft wurde.

Auch die Kanzel war zunächst farblos. Lediglich ein Wachsüberzug als Schutzschicht ließ Konturen und Feinheiten der Schnitzarbeit aus Eichenholz vollsichtig zur Wirkung kommen. Eine erste Farbfassung erhielt die Kanzel, gemeinsam mit dem Altar, 1682.

Die zentrale Stütze des Kanzelkorbs ist als Engelsfigur mit einem auffallend individualisiertem Gesricht ausgebildet. Die Reliefs an der Treppenbrüstung stellen die vier Evangelisten dar:
Matthäus mit dem Engel
Markus mit den Löwen
Lukas mit dem Stier und
Johannes mit dem Adler

Die Gestaltung der Reliefs an der Kanzelbrüstung sind den entsprechenden Stücken des Altars sehr ähnlich. Wir sehen von links nach rechts:
Mariä Verkündigung (vergleiche Altar)
Anbetung des Kindes (vergleiche Altar)
Kreuzigung (vergleiche Altar) und
Auferstehung.

Der Kanzeldeckel wurde vermutlich ebenfalls in der Werkstatt Baxmanns gefertigt. Christus, der Auferstandene als Triumphator über den Tod, bekrönt Deckel und Kanzel. Unterhalb des Deckels weist die Taube als Symbol des Heiligen Geistes auf Pfingsten, die Ausgießung des Heiligen Geistes und den Auftrag der Verkündigung an die Jünger Christi hin. Christusfigur, der Ornamentkranz und die Taube sind vermutlich aus jüngerer Zeit.