Der Altar
Der Flügelaltar in Ochsenwerder entstand 1632/33 als Werk des bekannten „Bildensniders“ Hein Baxmann, der auch Inventar für andere Marschländer Kirchen schuf. Baxmann fertigte den Altar in seiner Hamburger Werkstatt und schiffte ihn dann per Ewer nach Ochsenwerder. Finanziert wurde das Kunstwerk durch Sammlungen im Kirchspiel.
Ursprünglich war der Altar aus Eichenholz farblos. Seine erste farbliche Ausstaffierung erhielt er rund 50 Jahre nach seiner Anfertigung, 1682. Die heutige Fassung (1969-71) ist die achte Farbüberdeckung. Kein Wunder, dass darunter die feinen Schnitzereien Baxmanns im Laufe der Jahrhunderte gelitten haben.
Der Mittelschrein der Retabel stellt die Kreuzigung vor den Toren und Mauern Jerusalems dar. Jesus am Kreuz, die beiden Schächer (links der Reuige, rechts der Abweisende), Maria, Johannes, Magdalena, der Hauptmann zu Pferde und weitere Personen im Vordergrund sind vollplastisch ausgebildet. In den Zwickeln des Ornamentbogens werden Glaube (Kreuz) und Hoffnung (Anker) allegorisiert.
Die Reliefs auf den Schauseiten der beweglichen Flügel zeigen links Szenen nach dem Alten Testament:
1. Sündenfall,
2. Vertreibung aus dem Paradies,
3. Opferung Isaacs,
4. Passamahl.
Auf dem rechten Flügel sind Szenen aus dem Neuen Testament abgebildet:
1. Mariä Verkündigung,
2. Anbetung des Kindes,
3. Beschneidung,
4. Abendmahl.
Die feststehenden Seitenflügel enden links und rechts in Wappen, Ornamenten und menschlichen Halbfiguren. Diese „Ohren“ bilden den seitlichen Abschluss der Flügel.
Auf dem abschließenden Tragbalken (Architrav) sind die freistehenden Plastiken Moses, Johannes, Petrus und Paulus (von links nach rechts) zu sehen. Im Mittelfeld der oberen Retabel zeigt die Darstellung des Jüngsten Gerichts, wie mit denjenigen verfahren wird, die sich ins Paradies mogeln wollen: sie werden einfach auf einer Schubkarre ins Fegefeuer transportiert! Der im Dreieckgiebel über allem wachenden Allmächtige wird bekrönt durch den auferstandenen Christus.
In Ochsenwerder bleiben die Flügel des Altars in der Karwoche traditionell geschlossen. Die Bemalung der Rückseite vermittelt eine bedrückend schwere und düstere Stimmung und weist auf die Leidensgeschichte Christi hin. Hier hat vermutlich 1682 der Hamburger Maler Harm Conradt die Passion Christ in acht Ölbildern dargestellt. Von links nach rechts wechselnd sehen wir:
Abendmahl, Gefangennahme, Verhör durch Kaiphas, Geißelung, Verspottung, Kreuztragung, Kreuzigung, Auferstehung.
Auf den feststehenden Seitenflügeln sind links Lukas mit dem Stier, Matthäus mit dem Engel und rechts Johannes mit dem Adler, Markus mit dem Löwen, vermutlich ebenfalls von Harm Conradt dargestellt. Erst am Ostermorgen wird der Altar durch das Öffnen der Flügel wieder in seinen prächtigen und strahlenden Zustand gesetzt.
Der Sockel des Flügelaltars enthält die Namen von Pastor, Kirchenvorstehern, der Landherren und des Landvogts mit den dazugehörigen Familienwappen im Entstehungsjahr.
Altartisch und Lesepult sind Erzeugnisse unserer Zeit.