Wenn sich die Dunkelheit des Abends über die Stadt legt, erleuchten auch in diesem Jahr wieder 400 Feuerschalen die Wege und Abzweigungen des Stellinger Friedhofs. Der illuminierte Friedhof stellt auch 2024 eines der beliebten Highlights der Nacht der Kirchen in Hamburg dar.
Friedhofsverwalter Daniel Klandt arbeitet seit fast 20 Jahren in seinem Beruf, und trotzdem ist diese Nacht für ihn und seine Kolleg*innen noch immer etwas ganz Besonderes: „Wir hatten bisher immer Glück mit dem Wetter, hatten den schönsten Sternenhimmel und der Mond strahlte herab – das ist wirklich eine einmalige Möglichkeit, den Friedhof von einer ganz anderen Seite zu sehen.“
„Wann sonst hört man Raunen von Menschen und Musik von Gitarren auf einem Friedhof?“
Wenn die Flammenschalen den Weg erleuchten, und Licht die 150 Jahre alte Trauerbuche anstrahlt, sei das auch für die Mitarbeitenden, die bereits seit 35 Jahren auf dem Stellinger Friedhof arbeiten, immer wieder ein Gänsehautmoment. „Wir alle sind jedes Mal berührt, unseren Friedhof auf diese Weise zu sehen.“
Und auch die Besucher*innen teilen diese Begeisterung: „Die Leute, die zum ersten Mal hier sind, sind eigentlich immer überwältigt von dem Ambiente. Und wir erhalten nur positives Feedback, bekommen Mails mit Fotos und Danksagungen, auch von Menschen, die sich gerade in der Trauerphase befinden, weil sie einen nahestehenden Menschen verloren haben, und die ein stückweit Trost finden konnten an diesem Abend.“
Friedhöfe seien aufgrund der Bodenbeschaffung eigentlich nie beleuchtet, erklärt er weiter. Das und die Stimmung an diesem Abend seien außergewöhnlich für einen solchen Ort. „Wann sonst hört man ein Raunen von Menschenmengen auf einem Friedhof, riecht den Duft von Bratwurst in der Luft und hört Klänge von Gitarrenmusik?“
„Wir erfüllen viele wichtige Funktionen innerhalb der Stadt“
In der Gesellschaft sind Friedhöfe oftmals vor allem mit Trauer, Seelenschmerz und Abschied verbunden – wichtige und richtige Assoziationen, doch Daniel Klandt und seinem Team ist es wichtig, dass auch andere Verbindungen in das Bewusstsein der Menschen gelangen. „Es ist auch wichtig, dass Friedhöfe ein geschützter Ort bleiben, an dem Menschen Emotionen wie Trauer nachgehen können. Aber das eine schließt das andere nicht aus: Beides – Trauer wie auch Freude – gehört zum Leben dazu.“
Friedhöfe insgesamt würden in der heutigen Zeit darum kämpfen, anders wahrgenommen zu werden. Da sei beispielsweise Biodiversität ein großes Thema, erklärt der Verwalter. „Wir sind nicht nur ein Begräbnisplatz, sondern erfüllen auch andere wichtige Funktionen innerhalb der Stadt.“ Der Friedhof sei ein kleines Naherholungsgebiet, unbebaubar und grün, eine riesige Regenrückhaltefläche, die vor Überschwemmung schützt und durch die Vegetation für eine angenehme Luft – nicht nur im Sommer – sorgt. „So eine Veranstaltung ist für uns eine wunderbare Gelegenheit, auf all das aufmerksam zu machen, und es freut uns, wenn Menschen auf uns zukommen und sagen, wie begeistert sie sind, einen Friedhof mal auf ganz andere Weise erlebt zu haben.“
Die Gemeinde Stellingen öffnet am 21. September um 19 Uhr in der Molkenbuhrstraße 6, 22525 Hamburg, die Pforten ihres Friedhofs. Weitere Veranstaltungen zur Nacht der Kirchen 2024 in Hamburg finden Sie auf der Webseite und in der App.