Julian Sengelmann zur Nacht der Kirchen "Hoffnung ist ein Leistungssport"


Eine Nacht der Kirchen ohne Julian Sengelmann ist kaum denkbar und natürlich ist der Pastor und Musiker auch am Samstag, 21. September, wieder dabei und hat mit seiner Band den begehrten Slot um 21:30 Uhr auf der NDR-Hauptbühne.

Dort dürfen sich die Anwesenden über ganz neue Songs freuen. Denn der Medienmacher arbeitet schon länger an einer Platte, deren ersten beiden Singles noch in diesem Jahr erscheinen sollen. Der Titel passt zu der heutigen Zeit: Hoffnung. „Es gab viele Arbeitstitel in dieser Richtung“, erklärt Julian Sengelmann im Gespräch. „Zwischenzeitlich dachte ich auch an den Titel: ‚Die Anatomie der Hoffnung‘, aber ich glaube, wir leben in einer Zeit, in der es klare Botschaften braucht.“ 

Die letzten fünf Jahre seien gesamtgesellschaftlich „ambivalent“ gewesen. Oder anders gesagt: „Ich habe das Gefühl, dass wir als Gesellschaft Kopfsprünge von einer Katastrophe in die nächste machen und gar keine Zeit haben, zwischendurch stehenzubleiben und uns zu fragen: Was ist da eigentlich passiert und wie geht es mir damit?“ 

Warum es so wichtig ist, von Hoffnung zu sprechen 

Er bemerke als Privatperson sowie vor allem in seiner Arbeit als Pastor in der Seelsorge, wie dünnhäutig die Menschen aktuell sind. „Zunächst gab es die Pandemie, mit der – vielleicht auch etwas blauäugig – die meisten nicht gerechnet hatten. Auf einmal durften wir unsere Liebsten nicht mehr sehen, haben plötzlich begreifen müssen, was Freiheit bedeutet, die wir zuvor so selbstverständlich gelebt haben. Daraus ergaben sich Lager, aus Angst gebildet, die nicht miteinander kommuniziert, sondern sich angeschrien haben. Das haben wir nie aufgearbeitet.“ 

Darauf folgte der Angriffskrieg auf die Ukraine, eine Energiekrise, Inflation, nun der Krieg im Nahen Osten … „Deswegen ist meine Aufgabe, die ich mir für mein Leben auferlegt habe, mehr von Hoffnung zu sprechen.“ Dabei würde Hoffnung nicht bedeuten, dass auf der Welt nichts Furchtbares mehr geschehen würde, erklärt er weiter: „Hoffnung heißt, in dem Wissen, dass die Welt nicht fair ist, sagen zu können: Ich glaube daran, dass es gut ausgehen kann.“ 

Was die Nacht der Kirchen bedeutet 

Für diese Hoffnung sei die Nacht der Kirchen ein wunderbarer Ort. „Da sind erst einmal offene Kirchen und Menschen, die sie betreten, die sie sonst vielleicht nicht unbedingt aufsuchen würden, und sie als Orte erleben, in denen Leben passiert – das ist doch wundervoll!“ Der Blick sei aktuell stark auf Angst gerichtet und „Angst macht das Leben kaputt. Die Nacht der Kirchen ist ein Ort der Hoffnung, weil hier das Leben in seiner Vielfältigkeit gefeiert wird.“ 

Auch auf persönliche Weise verbindet der Musiker die Nacht der Kirchen mit der Hoffnung auf ein gutes Ende: „Wir sind eine große Familie und wie überall, gibt es auch in unserer Streit. Jahrelang gab es zwischen Teilen der Familie keinen Kontakt und ich erinnere wie damals bei einem Auftritt ein Mann mitten in der klatschenden Menge stand und mich freundlich ansah. Das war mein Cousin, den ich seit 15 Jahren nicht mehr gesehen hatte! An diesem Abend hat unsere Familie wieder zueinandergefunden.“ 

Was glaubst du denn, Julian Sengelmann? 

Das diesjährige Motto der Nacht der Kirchen, „Was glaubst du denn“, gefällt dem Pastor besonders deswegen so gut, weil es ganz ohne Satzzeichen auskommt. „Genau das finde ich so treffend für den Prozess, der Glaube eigentlich ist. Glaube verändert sich, wie sich unser Leben und unsere Beziehung zu Gott und uns selbst im Laufe des Lebens verändert.“ 

Er selbst beschäftige sich gerade viel mit dem Thema Hoffnung. „Ich glaube, dass Hoffnung ein Leistungssport ist. Glaube ist Hoffnung, ist radikale Liebe, die nicht rosarot und blauäugig, sondern realistisch ist, wie es im Hohelied der Liebe auch heißt. Ich glaube daran, dass wir gesehen und geliebt sind, egal wie häufig wir scheitern, und dass das etwas unglaublich Freundliches an sich hat. Und ich glaube daran, dass Freundlichkeit etwas ist, das sich verdoppelt, wenn man es teilt. Das sind meine drei persönlichen ‚Was glaubst du denn‘.“

Julian und seine Band sind um 21:30 Uhr auf der NDR-Hauptbühne zu sehen in der Spitaler Straße - Am Mönckebergbrunnen, 20095 Hamburg. Weitere Veranstaltungen zur Nacht der Kirchen 2024 in Hamburg finden Sie auf der Webseite und in der App.