"Hamburger Modell" Gemeinsamer Religionsunterricht für alle Kinder


In Hamburg gibt es einen gemeinsamen Religionsunterricht für alle Schulkinder. Beim sogenannten „Hamburger Modell“ verantwortet die evangelische Nordkirche den Unterricht, spricht sich aber mit anderen Religionsgemeinschaften ab, um deren Glaubensgrundsätze einzubinden. Ziel ist, dass Religion gemeinsam im Klassenverband unterrichtet wird. Mit dem Abschluss der Hamburger Staatsverträge mit muslimischen und alevitischen Verbänden vor fünf Jahren, musste diese Regelung überarbeitet werden. Und dabei stockt es.

Der evangelische Propst Karl-Heinrich Melzer sieht das bisherige Modell als großen Erfolg. Hamburg habe bundesweit mit Abstand die niedrigste Abmeldequote, weil auch viele nicht-religiöse Kinder teilnehmen. Die neue rechtliche Situation erfordere aber einen neuen Rahmen. Die Entwicklung in der Praxis sei noch nicht abgeschlossen. „Wir stochern noch im Nebel.“

Für eine gleichberechtigte Fachdiskussion fehle es an muslimischen und alevitischen Religionslehrkräften, kritisierte die Islamwissenschaftlerin Hamida Behr, bei einer Diskussionsveranstaltung in der Hamburger Universität. Nur vier der rund 1.500 Religionslehrkäfte seien Muslime. Die beiden Lehrstühle für muslimische und alevitische Religion an der Akademie der Weltreligionen sind seit mehreren Monaten unbesetzt.

 

Überarbeitung des Unterrichts gestaltet sich schwierig

Vertreter der fernöstlichen Religionen fühlen sich durch die neuen Staatsverträge benachteiligt. Weil Buddhisten, Hindu, Bahaii und Sikhs nicht in festen Strukturen organisiert sind, gibt es mit ihnen keine Staatsverträge. Im Vergleich zu Christen, Muslimen und Juden müssten die Buddhisten mittlerweile "am Katzentisch" Platz nehmen, kritisierte Carola Roloff, Professorin für Buddhismus an der Hamburger Uni.

Und auch Nicht-Religiöse fordern ein Mitspracherecht bei der Gestaltung des Unterrichts. Etwa die Hälfte der Hamburger Kinder und Jugendlichen sei nicht religiös geprägt, betonte der Vorsitzende des „Säkularen Forums“, Helmut Kramer.