Friedensaktivistin Antje Holst „Eindeutig und laut sollte die Kirche sein“

Antje Holst engagiert sich seit vielen Jahren in der kirchlichen Friedensarbeit.

Sie engagiert sich seit 1980 in der kirchlichen Friedensbewegung. Bis heute mit Hingabe und Meinungsstärke. Für diese und mehr Verdienste bekam Antje Holst die Bugenhagen-Medaille, die höchste Auszeichnung für Ehrenamtliche in der evangelischen Kirche im Norden.

Einmal im Monat stellt sich Antje Holst zusammen mit anderen Frauen schweigend auf den Ida-Ehre-Platz. Ihre sonst farbenfrohe Kleidung hat sie dann gegen schwarze Trauerkleidung ausgetauscht, um an die weltweiten Opfer von Gewalt zu erinnern. Seit 15 Jahren gehört sie den Frauen in Schwarz an, die weltweit Mahnwachen für den Frieden abhalten. Dass es mit den Jahren weniger Teilnehmerinnen geworden sind, davon lässt sich Antje Holst nicht entmutigen. „Wenn allein eine Person durch uns ins Nachdenken über den Frieden kommt, dann bin ich schon zufrieden“, sagt sie.

Die Mahnwache ist ein gutes Beispiel für die Entwicklung der Friedensbewegung in der Kirche, wie sie Antje Holst beschreibt. Klein ist die Bewegung geworden, findet Antje Holst, nicht zu vergleichen mit den 80er Jahren und Demos wie in Brokdorf, zu der „fast alle Pastoren aus dem Norden kamen“. Vor gut 40 Jahren gründete sie die Friedensgruppe St. Martinus. Ihrer Gemeinde in Eppendorf ist sie bis heute treu geblieben. Genau wie dem ehrenamtlichen Einsatz für mehr Frieden in der Welt.

 

Engagement für Frieden und Ökumene

Bis heute koordiniert und gestaltet sie die monatlichen Friedensgebete sowie das politische Nachtgebet. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Antje Holst zudem Ökumenebeauftragte des Kirchengemeinderates.

Dass es sie in die Friedensbewegung der Kirche zog, begründet sie so: „Ich bin Christin, ich gehe mit Jesus und seinem Einsatz für die Randständigen.“ Dass sie für ihren ehrenamtlichen Einsatz für die Kirche die Bugenhagen-Medaille bekam, liegt nicht nur an Meilensteinen ihres Lebenslaufs, sondern gewiss auch an ihrer Art, aktiv zu sein. Antje Holst spricht aus, was sie denkt, prangert Missstände an, unverblümt ­ und „gegen den Strom“, wie sie sagt.

Es gebe heute wenig Widerständige in der Kirche, bedauert sie. Ob sie sich selbst als widerständig beschreiben würde? Woher dieses Naturell komme, das beantwortet Antje Holst mit einem Lächeln und Schulterzucken. Sie wuchs mit zwei Brüdern in einer „patriarchalisch und großbürgerlichen“ Familie auf. Schon immer sei sie irgendwie anders gewesen, habe ihr Bruder einmal gesagt. Antje Holst lacht, wenn sie das erzählt.

 

Partnerschaft mit Gemeinde im Kongo

2003 baute sie eine Partnerschaft zur Diözese Kivu-Maniema der Evangelisch Lutherischen Kirche (EELCo) im Osten der Demokratischen Republik Kongo auf. Seit 2006 reist Holst einmal im Jahr in den Kongo, „den Blick über das edle Eppendorf erweitern“ und um Kontakte zu pflegen, neue Projektideen zu entwickeln. 2017 war sie wesentlich an der Gründung einer ökumenischen Partnerschaft mit der Äthiopisch-Orthodoxen Gemeinde Hamburg in St. Martinus beteiligt. Seit einigen Jahren gehört sie dem Vorstand und dem Afrika-Ausschuss im Zentrum für Mission und Ökumene „Nordkirche-weltweit“ an.

„Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, und das erreicht man nicht mit Krieg und Waffen“, sagt sie. Macht und Geld seien die größten Hemmnisse des Friedens. „Das war schon immer so. Aber wenn ich keine Hoffnung hätte, würde ich meine Arbeit ja nicht machen.“ Mit Freude beobachtet Holst in diesem Zusammenhang die Fridays-for-Future-Bewegung, „eine engagierte junge Generation.“ Über ökologische Themen könne auch die Kirche junge Menschen begeistern.

Holst findet, dass die Kirche sich zu rar mache, beim Thema Frieden. „Es bewegt sich etwas, aber zu wenig“, sagt sie. Sie vermisst deutliche Positionen. „Eindeutig und laut sollte die Kirche sein“, sagt Holst. „Vor allem laut, sonst hört es ja keiner.“ Und so aktiv mitgestalten? „Das wäre wunderschön.“