Demonstration gegen Rechtsextreme Tausende setzen Zeichen für Demokratie: „Kirche hat die Aufgabe, die Menschenwürde zu verteidigen“


Am letzten Freitag, 7. Juni, sind tausende Hamburger*innen dem Aufruf der Evangelischen Kirche Hamburg sowie weiteren Mitgliedern vom Bündnis verschiedener Hamburger Stiftungen und Organisationen gefolgt: Mit ihren Plakaten und ihrer Stimme setzten sie ein sichtbares Zeichen für Akzeptanz, Vielfalt und Demokratie – sowohl für Deutschland als auch Europa.

Unter dem Motto „Rechtsextremismus stoppen – Demokratie verteidigen – Wählen gehen!“ versammelten sich geschätzt 30.000 Demonstrant*innen friedlich rund um die Binnenalster in der Hamburger Innenstadt. „Echte Demokratie kann nur im gewaltfreien Miteinander gedeihen“, sagte die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bischöfin Kirsten Fehrs, in einer Mitteilung der Nordkirche. Das Bündnis hatte die Großdemonstration unter dem Motto “GoVote – Unsere Stimmen sind laut!” organisiert. Ziel war mit Blick auf die Europawahl, die in Deutschland am Sonntag, den 9. Juni, stattfand, die Bürger*innen der Stadt zum Wählen von Parteien zu motivieren, die Akzeptanz, Vielfalt und demokratische Werte vertreten.

„Ich bin zutiefst dankbar, dass wir drei hier heute gemeinsam stehen“ 

„Kirche hat die Aufgabe, die Menschenwürde zu verteidigen“, so die Bischöfin. Dabei liege es „in unser Hand, welche Richtung Europa einschlägt. Lasst uns dafür sorgen, dass es eine Richtung des Fortschritts, der Solidarität und der Mitmenschlichkeit ist. Jede Stimme zählt, jede Stimme macht einen Unterschied“. 

Bei ihrer Rede standen auch Landesrabbiner Shlomo Bistritzky und die stellvertretende Vorsitzende der Shura – Rat der islamischen Gemeinschaften in Hamburg – Özlem Nas an ihrer Seite. Der Landesrabbiner appellierte an die Wähler*innen: „Nie wieder Hass, nie wieder Rassismus, nie wieder Antisemitismus, nie wieder Fremdenfeindlichkeit!“ Kein Mensch und keine Generation solle mehr ertragen müssen, „was vor wenigen Jahrzehnten hier auf deutschem Boden geschehen ist“. 

Weiter sagte Kirsten Fehrs auf der Kundgebung: „Ich bin zutiefst dankbar, dass wir drei hier heute gemeinsam stehen: eine Muslima, eine Christin, ein Jude.“ Gerade in Zeiten wie diesen sei so etwas ein wichtiges Zeichen der Gemeinschaft und des Zusammenhalts. „Diese Freundschaft und diesen Dialog lassen wir uns von niemanden kaputtmachen oder schlechtreden.“ 

Ergebnisse der Europawahl „Alarmzeichen an alle demokratischen Kräfte“ 

Bei der Europawahl 2024 konnte die Union in Deutschland einen klaren Sieg verzeichnen, doch auch die AfD konnte viele Stimmen unter sich versammeln – in den fünf ostdeutschen Bundesländern landete sie auf Platz 1. Verluste gab es bei SPD, Grüne und FDP. Dass es manchen Parteien gelungen sei, weiter zu polarisieren, indem sie für die gegenwärtigen Herausforderungen einfache und populistische Lösungen anbieten, stimme die Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt nachdenklich. 

Vor allem die überdurchschnittlich starke Zustimmung für die AfD unter den 16- bis 24-Jährigen werte sie als Alarmzeichen an alle demokratischen Kräfte. „Christlicher Glaube lässt für Rechtsextremismus und Rassismus, für Antisemitismus und Ausgrenzung keinen Platz!“ Sie fordert die demokratischen Parteien und die Zivilgesellschaft auf, mehr für politische Bildung und Aufklärung zu tun und sich gemeinsam und entschlossen Problemen zu stellen.