„Es ist ein Privileg, wählen zu können“, sagte Bischöfin und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Kirsten Fehrs in einem Beitrag der epd. In Zeiten von Extremismus, Hass und Spaltung ist es umso wichtiger, sich für Menschenrechte, Akzeptanz und demokratische Werte einzusetzen.
Das können alle Menschen in Deutschland am kommenden Sonntag, 23. Februar, mit einem Kreuz bei der Bundestagswahl tun – und dafür wirbt auch die Evangelische Kirche in Hamburg und die Nordkirche als Ganzes. Denn: „Als Kirche stehen wir für ein demokratisches Miteinander und eine offene und vielfältige Gesellschaft. Wir glauben, dass alle Menschen die gleiche Würde und die gleichen Rechte besitzen“, heißt es auf der Webseite der Nordkirche.
Respektvoller Diskurs und neue Perspektiven im Haus der Kirche
Diesen Ansprüchen folgen bereits seit mehreren Wochen Taten vonseiten beider Kirchenkreise der Stadt. Am Mittwoch, 19. Februar, lud das Haus der Kirche in Niendorf die Kandidierenden der demokratischen Parteien aus dem Wahlkreis Eimsbüttel ein: Till Steffen (Grüne), Wolfang Schmidt (SPD), Roland Heintze (CDU), Ria Schröder (FDP) und Nikolai Drews (DIE LINKE) stellten sich hierbei nicht nur den Fragen von Mitarbeitenden aus dem Haus, sondern vor allem auch kritischen Anmerkungen aus dem Publikum.
Die nutzen natürlich die Gelegenheit, auf Augenhöhe mit den Parteimitgliedern in ein Gespräch zu kommen, in dem echte Dialoge und keine Wahlkampfplattitüden im Vordergrund standen. Es ging um Themen wie das Kirchenasyl, Wohnungsmangel in der Stadt sowie Klimaschutz und Bildung. Beide Seiten – Politik wie auch Kirche – nutzten diesen Abend, um wichtige Standpunkte zu vertreten und Herausforderungen anzusprechen.
„Wir sind ganz klar dafür, dass das Kirchenasyl respektiert wird. Kirche wählt ihre Schutzbedürftigen nicht willkürlich“, sagte Till Steffen im Gespräch mit Pröpstin Anja Botta. Der kommen gewisse Themen im Wahlkampf viel zu kurz, wie sie klar gegenüber dem CDU-Politiker Roland Heintze formulierte: „Klimaschutz scheint im Wahlkampf kein großes Thema zu sein – und das besorgt mich sehr.“
Zum Thema Wohnungsmarkt zeigten sich – wie bei vielen Bereichen – unterschiedliche Standpunkte bei den Parteien: So sehe sich die FDP laut Ria Schröder als „Partei des Bauens“. Zu hohe Mieten seien nur durch das Bauen neuen Wohnraums zu begegnen. „Wohnen wird zum Luxus, dabei ist es ein Grundbedürfnis“, merkte Nikolai Drews von DIE LINKE an. „Danach muss Politik gehen.“
Doch bei allen unterschiedlichen Positionen blieb der Abend vor allem eins: respektvoll. In einem Moment wurde hitzig zwischen Politiker*innen und Gästen debattiert, im nächsten gaben sich beide die Hand. Auch das ist Demokratie: Unterschiedliche Meinungen respektvoll vorzubringen, Achtung vor der Position der anderen Seite zu zeigen und auseinanderzugehen mit anderen und neuen Perspektiven als zuvor – wenn schon vielleicht nicht mit einem gemeinsamen Konsens. „Das war ein Fest der Demokratie“, sagte ein Besucher am Ende der Veranstaltung im Gespräch mit Till Steffen.
Demokratie stärken: Begegnungsorte in der ganzen Stadt
In der gesamten Stadt fanden und finden weiterhin verschiedene Veranstaltungen statt, um die Demokratie zu stärken und für christliche Werte einzustehen. So trafen sich am Montag, 17. Februar, in der Hauptkirche St. Nikolai die religionspolitischen Sprecher*innen der demokratischen Parteien zu einer Podiumsdiskussion, um aktuelle Fragen vor der Bürgerschaftswahl zu besprechen.
Unter dem Motto „Frieden leben – Die Rolle der Religionen in unserer Stadt“ ging es unter anderem über den Wert des „Religionsunterrichts für alle“ sowie die Notwendigkeit, jüdisches Leben in Hamburger sichtbarer und sicherer zu machen. Auch die Bekämpfung extremistischer Strukturen – etwa beim Islamischen Zentrum in Hamburg – sowie um die wachsende Radikalisierung in den sozialen Medien wurde thematisiert.
Am kommenden Samstag, 22. Februar, gibt es eine Vielzahl von Veranstaltungen unter dem Motto „Laut sein für Demokratie“ in der gesamten Stadt:
- 11 Uhr - Bläser*innen und Sänger*innen
- auf dem Wandsbeker Wochenmarkt,
- Treffpunkt Ausgang des Quarree, Leitung Hartmut Fischer, Posaunenchöre Hamburg-Ost
- 11 Uhr - Posaunenchor
- beim Marie-Jonas-Platz
- Posaunenchor St. Martinus-Eppendorf
- 11 Uhr - Chöre mit rund 100 Sänger*innen
- auf dem Langenhorner Markt
- Ansgar-Kantorei
- Eimsbütteler Kantorei
- Kantorei Broder Hinrick-Eirene
- Kirchenchor Hl. Familie (kath., alle drei aus Langenhorn)
- Kantorei Ohlsdorf-Fuhlsbüttel
- Posaunenchor Ohlsdorf-Fuhlsbüttel
- auf dem Langenhorner Markt
- 11 Uhr - Singen für Frieden und Demokratie
- Kirchengemeinde St. Gertrud, Immenhof 10, 22087 Hamburg
- 11 Uhr – Chor GospelFire
- Paul-Gerhardt-Gemeinde Hamburg Winterhude, Winterhuder Marktplatz
- 12 Uhr - Gemeinsames Singen
- Kirchengemeinde St. Markus-Hoheluft, Heider Straße 1, 20251 Hamburg
- 12 Uhr – Gemeinsames Singen
- Kirchengemeinde Maria Magdalenen Klein Borstel, Stübeheide 172
- 12 Uhr - mit Stimmen und Instrumenten
- Melanchthonkirche Groß Flottbek, im Gemeindegarten, Ebertallee 30, 22607 Hamburg
- 15 Uhr - Laut sein für Demokratie
- Friedrichsberger Spielplatz, Friedrichsberger Straße, 22081 Hamburg
- Eine Aktion der Versöhnungskirche Eilbek
- 17:45 Uhr Türmer und Singen
- Kirchengemeinde Eimsbüttel, Bei der Christuskirche 2
- Die Türmer der Gemeinde spielen drei Lieder vom Turm der Christuskirche Eimsbüttel. Wer mag, kann sich vor der Kirche einfinden und die Lieder mitsingen.
In dem Projekt „Radiospots für die Demokratie“ kamen in ganz Norddeutschland Menschen innerhalb der Nordkirche zu Wort, die zur Wahl demokratischer Parteien aufrufen. „Voneinander und miteinander in Vielfalt lernen ist mir wirklich wichtig – sowohl im Beruf als auch im Privatleben“, sagt in einem Spot Dorothee Metz-Schreiber, Mitarbeiterin am Institut für Lehrerfortbildung in Hamburg. „Ich respektiere Menschen in ihren unterschiedlichen Orientierungen. Deswegen: Gehen Sie bitte wählen!“ Diesen und weitere Beiträge können Sie auf nordkirche.de nachhören und –lesen.