Seit seiner Eröffnung im Jahre 1877 wurden auf dem Ohlsdorfer Friedhof über 1,4 Millionen Menschen beigesetzt. Von Anfang an sollte diese Ruhestätte auch als öffentlich zugänglicher Erholungsort dienen. Neben rund 235.000 Grabstellen gibt es hier noch 12 Kapellen, 3 Feierhallen und 19 Familien-Mausoleen – alte, teils baufällige, und moderne – sowie über 800 Skulpturen zu entdecken. Der Parkfriedhof wurde vom ersten Friedhofsdirektor Wilhelm Cordes wie ein romantischer Landschaftsgarten angelegt und später von seinem Nachfolger Otto Linne erweitert und mit klarer geometrischer Ausrichtung weiter gestaltet.
Über 36.000 Bäume – darunter mächtige Kiefern, Eichen und Rotbuchen – stehen auf dem Gelände. So bietet der Ohlsdorfer Friedhof mitten in der Metropole vielen Tieren einen geschützten Lebensraum. An 15 Teichen leben Enten, Schwäne und Wildgänse, die hier im Frühjahr in Ruhe brüten können und nun ihre Küken im Schlepptau spazieren führen. Mit etwas Glück kriegt man neben unzähligen Eichhörnchen zwischen Gebüschen und Grabsteinen auch Hasen, Füchse, Rehe oder Uhus zu sehen. Sogar ausgesetzte Wasserschildkröten sind seit einiger Zeit im Ohlsdorfer Prökelmoor zu Hause.
Der Friedhofsplan oder die App „Friedhof Ohlsdorf“ sind hilfreiche Begleiter für die Orientierung durch das weitläufige Parkgelände. Für eine Erkundung abseits der Hauptwege eignet sich der „Stille Weg“. Er führt etwa einen Kilometer durch Wäldchen hindurch, an Blumenwiesen und Teichen vorbei und endet schließlich beim Wasserturm.
Hamburger Geschichte
Der Ohlsdorfer Friedhof erzählt auch ein Stück Hamburger Geschichte. Mahnmahle erinnern an die Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, des Hamburger Feuersturms 1943 oder der Sturmflutnacht zum 17. Februar 1962. Auf drei weitläufigen Feldern in der Mitte des Friedhofs liegen die Gräber von Gefallenen zweier Weltkriege. Imposante Familiengräber und Mausoleen zeugen vom Reichtum hanseatischer Kaufleute und Reeder.
Viele Prominente wie Sänger Hans Albers, der ehemalige Kanzler Helmut Schmidt und seine Frau Loki oder Schauspieler Jan Fedder haben auf dem Ohlsdorfer Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden. Seit Ende März schläft wieder ein neuer Bronzelöwe auf dem Grab von Tierparkgründer Carl Hagenbeck. Er ersetzt die Originalskulptur von Hagenbecks Lieblingslöwe „Triest“, die vor über sieben Jahren von Unbekannten gestohlen wurde.
Projekt Ohlsdorf 2050
Bis 2050 soll der Friedhof umfassend umgestaltet werden. Da immer weniger Platz für Beisetzungen benötigt wird, soll deutlich mehr Fläche den Menschen der Stadt zur Erholung in der Natur zur Verfügung stehen und der Pflegeaufwand reduziert werden. Erste Maßnahmen wie ein Farnweg, ein Duftgarten oder ein Lese- und Aussichtsturm sind bereits auf einer Referenzfläche um Kapelle 6 entstanden. Und auch die Kapelle selbst öffnet ihre Türen für Konzerte, Lesungen, Dialogveranstaltungen und Naturführungen – getreu ihrem Motto „Den Tagen mehr Leben geben!“.