Am Montag, 20. November, ist die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit sofortiger Wirkung von allen Ämtern zurückgetreten. Das involviert auch ihre Rolle als Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen. In einer Pressekonferenz gab sie ein Statement zu den Beweggründen ab. Bischöfin Kirsten Fehrs übernimmt ab sofort den Ratsvorsitz kommissarisch. Seit zwei Jahren ist sie bereits stellvertretende Ratsvorsitzende der EKD.
Reaktionen innerhalb der EKD
Die Hintergründe von Frau Kurschus‘ Entscheidung kommentiert Anna-Nicole Heinrich, Präses der Synode der EKD, folgend: „Ich habe Respekt vor dem Schritt, von allen Ämtern zurückzutreten, mit dem Annette Kurschus zeigt, welchen Stellenwert konsequentes Handeln beim Thema sexualisierter Gewalt – gerade im Interesse der Betroffenen – für die evangelische Kirche hat.“
Würdigung findet das Handeln der ehemaligen Ratsvorsitzenden auch von Bischöfin Kirsten Fehrs: „Dein Schritt, von allen Ämtern zurückzutreten, verdient Hochachtung. Diese Geradlinigkeit und Konsequenz hat auch unsere Zusammenarbeit im Rat der EKD geprägt. Über acht Jahre warst Du mit Herz und klugem Wort überall da, wo Du gebraucht wurdest. Dafür danke ich Dir im Namen des Rates und wünsche Dir viel Kraft und Gottes Segen für alles, was jetzt ansteht.“
Auch die Sprecher*innen des Beteiligungsforum äußern sich zum Rücktritt: Man nehme diesen „mit Respekt zur Kenntnis“ und bedanke sich für die persönliche Unterstützung des Forums seitens Frau Kurschus. Bischöfin Fehrs wird „viel Kraft und allen Erfolg in der schwierigen Aufgabe als kommissarische Ratsvorsitzende“ gewünscht.
Fehrs: „Wir haben noch ein gutes Stück vor uns“
Bischöfin und kommissarische EKD-Ratsvorsitzende Fehrs wird bis zur nächsten Synode im November 2024 ihre neue Rolle ausüben. Bei ihrer Arbeit solle es auch darum gehen, verlorenes Vertrauen wiederherzustellen, so Fehrs gegenüber dem „Hamburger Abendblatt“. Mit Blick auf die im Januar angekündigten Ergebnisse der FORUM-Studie und die strukturellen Probleme, die diese „sicherlich“ aufzeigen werden, ergänzt sie: „Wir haben noch ein gutes Stück Weg vor uns.“
Ziel des Forschungsprojektes ist eine Gesamtanalyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen, die sexualisierte Gewalt begünstigen und deren Aufarbeitung erschweren. „Wir werden den Weg der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie konsequent fortsetzen. Und wir halten daran fest, dass auf diesem Weg betroffene Menschen systematisch mitentscheiden“, betont Fehrs im Interview.
Parallel wird sie weiterhin als Bischöfin tätig und im Sprengel Hamburg und Lübeck unterwegs sein. „Vermutlich werde ich nicht mehr jeden Termin wahrnehmen können, aber ich will mich weiterhin mit Kraft und Energie um die Themen kümmern, die hier dran sind.“ Ganz vorne dabei seien hierbei derzeit Themen wie der gesellschaftliche Zusammenhalt und der Dialog der Religionen, so die kommissarische EKD-Ratsvorsitzende, denn „in diesen Zeiten braucht es unbedingt das Gespräch“.