Heißt das, Sonntagsgottesdienst und Predigt haben ausgedient? Das nicht, aber Vikarin Janna Horstmann ist überzeugt: „Gottesdienst ist nicht an Ort und Zeit gebunden.“ Gefordert sind vielmehr neue Orte, Strukturen und Zeiten. So entstand auch die Idee der „Pop Up Church“: Kirche zeigt sich da, wo sich das Leben abspielt – auf dem Weihnachtsmarkt, dem Dom am Jungfernstieg oder der Hamburg Pride. Dabei geht es vor allem darum, mit Menschen unverkrampft ins Gespräch zu kommen und ihre Fragen, Irritationen, Wünsche und Sehnsüchte zu hören – ohne gleich eine vorgefertigte Antwort parat zu haben.
Austausch und Begegnung
Die Theologiestudentinnen Friederike und Svenja Nordholt setzen sich indes mit dem etwas angestaubten Medium Predigt in einem modernen digitalen Format auseinander. In ihrem Podcast „Wortkollektiv“ gehen sie theologischen Fragen nach und lassen unterschiedliche Menschen zu Wort kommen. „Man muss nicht immer warten, bis etwas perfekt ist, um es mit anderen zu teilen“, sagen die beiden Schwestern. „Das Unfertige schafft Austausch und Begegnung.“
Pastor*innen als christliche Influencer
Pastorin Josephine Teske aus Büdelsdorf glaubt, dass das Format der Sonntagspredigt spätestens dann ausgedient hat, wenn die heutige Generation der Kirchgänger nicht mehr da ist. „Menschen wollen mitmachen, weil Glauben ja lebendig ist und mit Interaktion zu tun hat“, sagt sie. Unter @seligkeitsdinge_ postet sie regelmäßig auf Instagram über ihr Leben als Pastorin, Feministin und alleinerziehende Mutter – und kommt dabei erstaunlich nahbar und verletzlich rüber. Damit erreicht sie beispielsweise auch die heutigen Konfirmanden, für die ein Leben ohne Internet und Social Media kaum vorstellbar sind. „Wenn ich nur einem Menschen zeige, dass er nicht allein ist, dann hat es sich schon gelohnt.“
Auch Pastor Steve Kennedy Henkel aus München ist als christlicher Influencer @rev.stev unterwegs. Für ihn ist es selbstverständlich, dass Glaube nicht nur sonntags in der Kirche, sondern auch auf Facebook, Instagram und Twitter stattfindet. Und trotzdem möchte er nicht auf echte – analoge – Gemeinschaft verzichten. „Glaube gehört gefeiert! Mit anderen Menschen“, sagt er. „Digital reicht mir keiner Brot und Wein und fasst mich an der Hand. Gottesdienst ist dazu da, uns als Christen auch face-to-face mit anderen zu verbinden und zu stärken. Das geht nur begrenzt übers Smartphone.“