Jeden Abend von 20 bis 22 Uhr ist das Müttertelefon erreichbar, kostenlos, bundesweit und anonym. Jeweils zwei der insgesamt 45 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen schenken dann ihre Zeit und hören den Anruferinnen zu.
Als Martina Trautmann vor 20 Jahren das erste Mal das Büro des Müttertelefons betrat, hatte sie natürlich Erwartungen. Sie dachte, dass ihr Ehrenamt vornehmlich darin bestünde, die anrufenden Mütter an Beratungsstellen weiterzuleiten. Doch schnell wurde ihr klar: Ihre Aufgabe ist eine andere. „Was die Mütter brauchen, sind Menschen, die ihnen Zeit schenken und ihrer persönlichen Geschichte zuhören. Ein Gespräch, in dem sie die ganze Last beschreiben können, die sie tragen“, sagt sie.
Ganz im Sinne der Gründerin Rita Bogateck: Sie wollte mit dem Müttertelefon ein Angebot schaffen, um Frauen in schwierigen Lebenslagen, insbesondere alleinerziehende Mütter, zu unterstützen. Dieses Ziel ist bis heute geblieben.
Ein offenes Ohr für alle Mütter
Barbara Krause, eine Vorständin des Trägervereins Müttertelefon e.V.: „Unser Angebot möchte Mütter entlasten. Ob jung oder alt, alleinerziehend oder verheiratet: Die Herausforderungen der Frauen sind heute vielfältiger geworden, der eigene Anspruch und die Belastungen sind hoch.“ Neben Überforderungen im Alltag, vor allem in Coronazeiten, geht es in den Gesprächen auch um konkrete Probleme, zum Beispiel um die Kinderbetreuung in der Kita oder um die Bewältigung von Trennungssituationen.
Nähe und Verständnis über die Stimme schaffen
Was sich in all den 20 Jahren nicht verändert hat: Das Telefon bleibt das Medium der Wahl, weil es direkt und unkompliziert funktioniert. Nähe und Verständnis schafft man am besten über die Stimme. Die Beratung ist politisch, ethisch und konfessionell neutral. Für ihren Einsatz werden die Ehrenamtlichen professionell geschult, nehmen regelmäßig an Supervisionen und Fortbildungen teil. Das Müttertelefon finanziert sich überwiegend aus Spenden. Kooperationspartner ist der Bereich Diakonie und Bildung des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Hamburg-Ost.
Gesprächsende mit Perspektive
Die einzelnen Gespräche dauern im Schnitt 20 bis 40 Minuten. „Manchmal auch eine Stunde“, sagt Margit Rehmund-Hess, die seit viereinhalb Jahren zum Team des Müttertelefons gehört. „Zuhören können, ist die Qualität, die wir alle mitbringen“, sagt sie. Außerdem sei es wichtig, dass ein Gespräch kein offenes Ende habe. „Wir können Probleme nicht lösen, aber wir können Perspektiven aufzeigen und Wege suchen, um zu einer Lösung zu kommen.“
Für die aktuelle Lage in der vierten Infektionswelle der Pandemie und in der Vorweihnachtszeit rät sie Müttern vor allem eines: „Sich kleine Inseln zu schaffen, um Zeit für sich zu finden und im positiven Sinne zur Be-Sinnung zu kommen.“
Die Telefonnummer des Müttertelefons für Hilfesuchende: 0800-333 2 111
Das Müttertelefon ist jeden Abend in der Zeit von 20 bis 22 Uhr erreichbar.
Bundesweit, kostenlos und anonym.