Start der Veranstaltungswoche „zu-recht-kommen“ Mehr Mitbestimmungsrechte für Geflüchtete gefordert


„Nachdem die Politik in den vergangenen Wochen die Themen Migration und Flucht aus dem Wahlkampf herausgehalten hat, ist sie nun mit aller Wucht damit konfrontiert“, sagte Landespastor Dirk Ahrens in seinem Begrüßungswort. „Wir wollen politisch und gesellschaftlich mitreden“, hob Bettina Clemens vom Diakonischen Werk Hamburg hervor.

„Wir wollen, dass die Parteien sich zu Fragen der Flüchtlings- und Asylpolitik klar äußern, auch dazu, wie sie etwas verbessern wollen.“ Passend dazu gibt es Donnerstag, 26. August um 17 Uhr eine Podiumsdiskussion mit Bundestagsabgeordneten auf Kampnagel.

 

Zustände bei Erstaufnahmen bemängelt

Vor allem in der Flüchtlingsaufnahme liege viel im Argen, sagte Clemens. Und Wiebke Judith von Pro Asyl unterlegte dies mit Fakten. So sei die Dauer des Aufenthaltes in den zentralen Aufnahmeeinrichtungen von den ursprünglich vorgesehenen sechs Wochen auf bis zu 18 Monate ausgeweitet worden. Besonders unter Pandemiebedingungen hätten unakzeptable Zustände geherrscht.

 

Zivilgesellschaft schließt Lücken des staatlichen Systems

Manfred Ossenbeck vom Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen hob das Engagement der Zivilgesellschaft hervor, welches nach wie vor Lücken in der staatlichen Hilfe schließe. Die staatliche Unterstützung und Hilfe konzentriere sich auf Unterbringung, Sprachkurse sowie auf Ausbildung und Arbeit. „Hilfe für das Zurechtfinden in der Gesellschaft gibt es aber so gut wie gar nicht.“

Asmara Habtezion, die sich seit 2014 ehrenamtlich in der Arbeit mit Geflüchteten engagiert, kritisierte die mangelnden Mitbestimmungsrechte der Betroffenen. „Die Unterstützung findet nicht auf Augenhöhe statt.“ Als Beispiel führte sie die Bewohner*innenräte der Flüchtlingsunterkünfte an. „Dort, wo sie zu Runden Tischen eingeladen waren, wurden ihre Forderungen eher belächelt.“

Das führte zum Abschlussplädoyer der Moderatorin Katty Nöllenburg (Institut für konstruktive Konfliktaustragung und Mediation). Alle, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, sollten noch mehr darauf achten, dass die Bedarfe der Betroffenen hineingeholt und gehört werden.

 

Mehr als 50 Veranstaltungen geplant

Das Thema Flucht und Migration wird in den politischen Fokus gerückt – eine Woche lang, vom 23. bis 29. August 2021 gibt es Musik, Filme, Stadtrundgänge, Ausstellungen, Workshops, Sprachkurse (Arabisch und Rumänisch), Kunst, Spiele, Sportangebote, Theater und Diskussionen an vielen Orten in Hamburg.

Organisiert wird die Woche von der Arbeitsgemeinschaft Kirchliche Flüchtlingsarbeit (hamburgasyl) und dem Bündnis Hamburger Flüchtlingsinitiativen, zusammen mit vielen Hamburger Initiativen, Vereinen und Organisationen.

Das Gesamtprogramm finden Sie unter http://zu-recht-kommen.org/

Beide Hamburger Kirchenkreise engagieren sich bei vielen Veranstaltungen, darunter zwei zu den Themen Leben ohne Papiere und Kirchenasyl:

  • Leben ohne Papiere in Hamburg: Information, Austausch, Vernetzung – ein vielseitiges Angebot für Fachkräfte, Engagierte und Interessierte. Freitag, 27. August, 14.30 bis 18 Uhr, Luthergarten (Holstenkamp), Zugang über den Regerhof, Regerstraße 73. Anmeldung: Manja Laue, Ökumenische Arbeitsstelle, Migration und Asyl, m.laue@kirche-hamburg-ost.de
  • Kirchenasyl: Information und Austausch für Engagierte, Nachbar*innen, Gemeinden – Was bedeutet Kirchenasyl? Wie ist die Situation in Hamburg? Wie kann ich mich einbringen? Samstag, 28. August, 15 bis 16 Uhr, Luthergarten (Holstenkamp), Zugang über den Regerhof, Regerstraße 73. Ohne Anmeldung.