Der CSD-Truck der Evangelischen Kirche tourte geschmückt mit weiß-goldenen Bannern und den Slogan „Liebe tut der Seele gut – bunt, queer, wir: Nordkirche“ durch die Hamburger Innenstadt. Insgesamt beteiligten sich laut Angaben des NDR rund 130 Gruppen, darunter 59 Trucks, an der Demo. Buntgekleidet und geschminkt, mit viel Glitzer, Regenbogenflaggen, Segensarmbändchen und Nordkirchenkreuz-Tattoos auf Wangen und Armen fuhren knapp 140 Menschen aus kirchlichen Institutionen, Gemeinden, Kirchenkreisen, Diensten und Werken auf Wagen der Evangelischen Kirche auf dem Wagen mit.
Einsatz für Vielfalt und Gleichberechtigung
Unter ihnen auch Pröpstin Anja Botta, für die die Teilnahme am CSD „eine Herzensangelegenheit“ war und ist. „Ich finde, dass Kirche sich für Vielfalt und Gleichberechtigung einsetzen muss und soll, gerade in den aktuellen Zeiten, in denen diese Werte mehr und mehr preisgegeben werden und unter Druck geraten. Da ist der CSD eine gute Gelegenheit, denn auch wenn der CSD bunt und als große Party daherkommt, ist es doch eine Demonstration“, so Anja Botta.
Mit dem Motto „5 vor 12: Du & ich gegen Rechtsdruck“ wollte der Veranstalter Hamburg Pride die aktuelle politische Situation aufgreifen. „In Deutschland und vielen anderen Ländern Europas gewinnen rechtspopulistische Parteien an Einfluss, schüren Vorurteile und hetzen gegen gesellschaftliche Minderheiten. Davon ist die LGBTIQ*-Community in besonderem Maße betroffen“, erklärte der Verein schon vor Beginn des CSD auf seiner Website.
Kirchen-Truck sorgt für positive Resonanz
Pastor Ralf Thorsten Brinkmann fuhr ebenfalls auf dem Truck der Evangelischen Kirche mit. „In diesem Jahr standen mehr Menschen am Straßenrand und hielten Transparente mit Aufschriften wie‚Gegen rechts‘ hoch“, erzählt der Pastor, der schon in 2023 auf dem Kirchentruck mitfuhr. Gefreut hätten ihn auch die vielen positiven Reaktionen der Passant*innen. Viele hätten nicht damit gerechnet, dass die Kirche sich am CSD beteiligt, und freuten sich, den Truck mit den vielen Menschen in ausgelassener Stimmung zu sehen.
Der Christopher Street Day erinnert an einen Aufstand der Homosexuellen-Community im New Yorker Stadtteil Greenwich Village im Umfeld der Bar Stonewall Inn in der Christopher Street, der am 28. Juni 1969 begann. Auslöser waren wiederholte Polizeikontrollen, Übergriffe und anhaltende Diskriminierung.
Präsenz auch in Berlin
Der Verein Hamburg Pride organisiert seit 2003 ehrenamtlich den CSD in der Hansestadt. 2023 fuhr zum ersten Mal auch ein Truck der Evangelischen Kirche in Hamburg mit. Auch auf der CSD-Demo in Berlin ist die Evangelische Kirche mit einem Truck vertreten.
Zum ersten Mal war die Evangelische Stiftung Alsterdorf (ESA) mit einem Truck beim CSD in Hamburg dabei. „Der CSD steht für Vielfalt und dafür, dass Menschen sich zeigen können, so wie sie sind, ohne ständig Rücksicht darauf nehmen zu müssen, was von anderer Seite erwartet wird, und ob sie sich damit wohlfühlen, was von ihnen erwartet wird“, sagte Christian Möring, Pastor und Seelsorger im Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf.
Sich in gleichgeschlechtlicher Liebe bestätigt fühlen
In Hamburg ist der Höhepunkt der Pride-Week zugleich auch ein persönlicher Feiertag für Thomas Seelig-Heck und Torsten Heck. Vor einem Jahr haben sie auf dem CSD-Truck der Evangelischen Kirche in Norddeutschland geheiratet. „Es ist toll, dass wir wieder mitfahren können“, sagt Torsten Heck strahlend. „Wir fühlen uns hier in unserer Liebe bestätigt.“