„Wir müssen reden miteinander, und insbesondere mit denen, die anders sind als wir selbst. Raus aus den Filterblasen, rein ins Leben! Wie sollen wir ein realistisches Bild von der Wirklichkeit bekommen, wenn wir uns immer nur mit Menschen unterhalten, die ähnlich denken wie wir selbst?“, sagte die Bischöfin.
Notwendig sei laut Kirsten Fehrs aber auch das Gespräch mit Menschen, die rechtspopulistischen Parolen folgten. „Wir dürfen den Anspruch nicht aufgeben, dass die Wahrheit wirkt. Denn täten wir dies, beschädigen wir die Wahrheit selbst. 'Gebt keinen verloren' sagt ja auch immer schon der, auf den wir jetzt im Advent warten. Jesus ist nicht bei Seinesgleichen geblieben, ging zu Zöllnern und römischen Soldaten, zu den Ehebrecherinnen und den Aussätzigen. Immer zu Menschen, mit denen „man“ eigentlich nicht spricht. Dorthin, wo Toleranz nicht nur Wort ist, sondern eine echte Herausforderung.“
Eigene Werte verteidigen
Dieser Dialog mit Andersdenkenden sei möglich, ohne Abstriche an den eigenen Werten vorzunehmen. „Wenn Menschenwürde untergeht, wenn Lüge und Fremdenfeindlichkeit, wenn Antisemitismus und rechte Gesinnung drohen, salonfähig zu werden, dürfen wir das nicht unwidersprochen hinnehmen. Unsere Demokratie braucht Engagierte, jede und jeden von uns, die aufstehen und Haltung zeigen.“
In ihrer Rede scheute die Bischöfin auch vor selbstkritischen Worten nicht zurück, als sie über die Probleme mit sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche sprach. Eine bessere Prävention für die Zukunft und die Aufarbeitung der Vergangenheit müssen offen angesprochen und angegangen werden, sagte Kirsten Fehrs.