31. Oktober 2017 – Reformationstag. Und ein arbeitsfreier Tag in allen Bundesländern. Wir haben in den Wochen vor diesem Tag einige Menschen gefragt, was dieser Tag für sie bedeutet. Den Abschluss bildet heute Bischöfin Kirsten Fehrs. Sie sieht die Bedeutung dieses Feiertags gestärkt.
Wenn ich zurückblicke auf die Jahre, in denen wir das Reformationsjubiläum vorbereitet haben, dann bin ich doch vom großen Interesse aus der Gesellschaft beeindruckt. Da gab es die Nordkirchenschiffstour – an den Anlegeplätzen kamen Tausende von Menschen zusammen. Neben Großveranstaltungen wie dem Luther-Pop-Oratorium oder den Martinstagen oder dem Reformationsfest „Ahoi Martin“ haben auch die Kirchengemeinden enorm viel auf die Beine gestellt.
Schließlich bekam ich zahlreiche Anfragen, die sich mit echter Neugierde Informationen, Impulse und Vorträge zur Reformation wünschten. Ob Theaterleute oder Schulleiter, Politiker oder Unternehmerinnen – mir wurde deutlich, wie sehr die Auseinandersetzung mit der Reformation einen Nerv trifft: Die Suche nach den eigenen Wurzeln, nach einem Wertefundament, durchaus auch in Spannung zur Institution Kirche.
Fragen nach dem Wertefundament
So ist es vielleicht auch zu erklären, dass sich immer mehr Stimmen aus Politik und Zivilgesellschaft für den Reformationstag als Feiertag einsetzen. Dieses Engagement zeigt aus meiner Sicht zweierlei: Die Reformation wird nicht nur als konfessionelles Thema wahrgenommen, sondern als ein Ereignis, dass unsere Kultur tiefgreifend geprägt hat. Und dabei geht es nicht nur um die Vergangenheit: Luther hat gefordert, dass die Kirche sich ständig erneuern muss – diese Forderung gilt aus meiner Sicht für alle Institutionen, für Politik, Religionsgemeinschaften, Wirtschaft und Gesellschaft.
Wir könnten also den Reformationstag auch zukünftig dazu nutzen, um uns als Gesellschaft zu fragen: Was muss sich in unserem Land verbessern? Wie müssen Institutionen sich verändern, um von den Menschen weiterhin akzeptiert zu werden?
Ganz klar ist für mich, dass der Reformationstag auch künftig nicht der Abgrenzung und der Selbstbeweihräucherung dienen darf. Er dient der Selbstbesinnung auf unser Fundament, und nicht ohne Grund steht er in der Agende unter einem Wort aus dem 1. Korintherbrief: „Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1 Kor 3,11).
- - -
Weitere Artikel in dieser Reihe:
>> Günter Wasserberg, Reformationsbeauftragter für Hamburg und Lübeck
>> Jens-Martin Kruse, Pastor der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde in Rom
>> Frank Hofmann, Chefredakteur des Vereins Andere Zeiten
<link nachrichten details wie-man-in-rom-500-jahre-reformation-feiert.html _blank>