Tauffest in der Kaifu „Beim Untertauchen hat es sich auf einmal ganz warm angefühlt“


Wer an eine Taufe denkt, hat womöglich kalten Steinboden, Kerzenschein und Orgelmusik vor dem geistigen Auge. Wenige verbinden wohl das Jahrtausende alte christliche Ritual mit saftigen grünen Wiesen, Sommerluft und deutscher Popmusik. Doch genau das war das Ambiente beim Tauffest von st. moment und der Kirchengemeinde Eimsbüttel.

Denn die beiden haben sich gemeinsam überlegt, welcher Ort sich besonders gut dafür eignen würde, „Ja“ zu Gott und zum Glauben zu sagen. „Dabei haben wir festgestellt, dass gerade Freibäder für viele Menschen ein Ort der Freiheit sind“, erklärt Fabio Fried, Taufpastor bei st. moment. „Genauer sind sie ein Ort der kleinen Freiheit, wo ich ausbrechen kann aus dem Alltag.“ 

Und welches Freibad eignet sich im Stadtteil für so eine Veranstaltung besser als das Kaifubad? Am letzten Samstag, 1. Juni, kamen hier Täuflinge, Familien und Freund*innen zusammen, um ganz offiziell Teil der christlichen Gemeinschaft zu werden. 

Ursprüngliches Tauffest 

„An diesem Ort haben die Menschen die Möglichkeit, sich am oder auch im oder auf dem Wasser taufen zu lassen“, sagt Marleen Oldenburg, Vikarin der Kirchengemeinde Eimsbüttel. Denn wer mag, konnte sich mit dem Wasser aus dem Becken beträufeln lassen oder sich auf einem SUP mitten auf dem Wasser segnen lassen. Alle Anwesenden hatten auch die Möglichkeit, sich komplett untertauchen zu lassen. 

Dies sei besonders für erwachsene Menschen eine beliebte Art der Taufe, erklärt Fried. „Diese Menschen wollen ursprünglich getauft werden, so wie Jesus im Jordan getauft wurde, weil das eine besonders sinnliche Form ist.“ So ist es auch bei Steffi gewesen, die Pastor Fried an diesem Abend taufen durfte. 

„Ich habe schon vor einem Jahr erfahren, dass es Tauffeste gibt, und habe mir damals schon gedacht, dass das genau das Richtige für mich sein könnte“, erzählt Steffi im Gespräch kurz nach ihrer Taufe im Schwimmbecken. „Klassisch in der Kirche getauft zu werden, verbinde ich eher mit Steifheit, Schnickschnack und Dingen, die nicht wirklich zu mir passen. In dem Moment, in dem ich von dieser Art von Tauffest gelesen habe, hat es sich für mich gleich richtig angefühlt.“ 

„Immer mehr Erwachsene kommen zu uns und wollen getauft werden“ 

Dieser besondere Abend begann um 20 Uhr – war damit also weniger geeignet für die Taufe eines Babys oder Kleinkindes, wie man sich eine solche Veranstaltung vielleicht eher vorstellt. Das ist kein Zufall, erklärt der Taufpastor, richtete sich dieses Segensfest doch auch ohnehin vielmehr an ältere Menschen: „Wir stellen fest, dass immer mehr Erwachsene zu uns kommen, die gerne getauft werden möchten.“ 

Dies liege unter anderem an einer Gesellschaft, die immer bunter und säkulärer werde und in der es längst nicht mehr normal sei, dass ein Mensch als Baby getauft wird. „Und immer mehr Menschen, die nicht getauft sind, fangen an, sich mit Gott und Spiritualität zu beschäftigen, gehen auf Sinnsuche und kommen von selbst an den Punkt, an dem sie sagen: Ich interessiere mich für die Taufe.“ 

Aus diesem Grund wollen seine Kolleg*innen und er genau diesen Menschen auch ansprechende Angebote machen, die sich gezielt an Erwachsene richten. Natürlich gebe es parallel dazu immer noch viele Veranstaltungen, die sich an Familien richten und die man gerne betreibe, so Fried, „und es ist uns gleichzeitig wichtig, die Vielfalt an Angeboten in der Stadt Hamburg zu erweitern“. 

Steffi haben sie mit ihrer ganz persönlichen Taufe in jedem Fall begeistert – wenngleich sie im Gespräch noch immer ein wenig friert. „Das Wasser war sehr kalt. Da stand auf der Anzeige vielleicht etwas von 20 Grad, aber das glaube ich nicht, das meint vielleicht die Lufttemperatur“, sagt sie und lacht. Der ganze Tag bis zum Moment der Taufe kam ihr wie jeder andere vor – kurz bevor sie ins Becken stieg, wurde sie dann aber doch nervös. „Und obwohl das Wasser so kalt war, hat es sich beim Untertauchen auf einmal ganz warm angefühlt.“ 

Weitere besondere Taufaktionen sind geplant 

Steffi empfiehlt jedem Menschen, der mit dem Gedanken spielt, sich taufen zu lassen, solche Tauffeste für diesen besonderen Anlass zu nutzen. „Gerade für diejenigen, die ein eher staubiges Bild der Kirche im Kopf haben. Denn das wird man hier los. Es ist wirklich ein richtig schönes Fest gewesen, mit der Musik, den Menschen und einfach allem.“ Und es soll natürlich nicht die letzte Gelegenheit für Interessierte bleiben: Am Samstag, 6. September 2024, veranstaltet st. moment den „Goldmoment“. 

Dabei handelt es sich um einen spontanen Taufabend, an dem Menschen zwischen 16 und 22 Uhr bei der Hauptkirche St. Jakobi vorbeikommen und sich taufen lassen können. „Alles, was zur Taufe gehört, wird an diesem Tag stattfinden“, sagt Fried. Es wird ein mobiles Kirchenbüro für die Anmeldung geben, Taufgespräche folgen im Kirchenschiff, und auch die Taufe selbst kann vor Ort gefeiert werden. „Wir überlegen gemeinsam, wie deine Taufe aussehen soll, welche Musik du hören willst und was dir guttut. Anschließend feiern wir deine Taufe entweder ganz geschützt in einer Kapelle oder im wunderschönen Kirchenschiff von St. Jakobi.“ 

Die Bezeichnung „Goldmoment“ soll ausdrücken, dass die Taufe etwas ganz Besonderes ist, erklärt der Taufpastor. „Es ist ein Moment, der viel mehr ist als der eigentliche Augenblick, weil er weit hinein in dein Leben strahlt und so wertvoll – so golden – ist.“