kirchehamburg: Politik, Verbraucher oder Wirtschaft – wer trägt denn nun die Verantwortung, um dem Klimaziel näher zu kommen?
Thomas Schönberger: Alle drei, aber in unterschiedlicher Gewichtung. Es gibt eine relativ neue Organisation namens Goliathwatch, die genau hinzuschauen versucht, welche Konzerne und Interessengruppen die Bremser des Wandels sind. Verbraucher*innen und Politik müssen diese Bremser identifizieren, sie adressieren und politischen Druck auf sie ausüben. Insofern ist die Wirtschaft der wichtigste Akteur, den wir in den Blick nehmen müssen.
Mit welcher Perspektive blicken Sie in die Zukunft?
Eine Messgröße ist sicher der Fleischkonsum, welcher im Jahr 2020 von 60 auf 57,5 Kilo pro Person pro Jahr gesunken ist. Der Export von Fleisch nimmt leider noch zu. Aber der Konsum geht messbar herunter, das ist ermutigend. Das zweite, was ermutigt: Es gibt fast keine größere Fleischfirma mehr, die nicht bereits ihr Sortiment um vegane Produkte erweitert. Da geht etwas voran, was ich vor ein paar Jahren nicht gedacht hätte.
Das klingt eigentlich sehr optimistisch …
Es kann sein, dass wir zu meinen Lebzeiten noch eine positiven Kipppunkt erreichen. „ProVeg“ hat vor drei Jahren eine Kampagne gestartet namens „50 by 40“. Das Ziel ist es, dass im Jahre 2040 nur noch 50 Prozent tierische Produkte gegenüber heute weltweit produziert werden. Und das ist gar nicht mehr völlig unrealistisch. Vorausgesetzt es gibt auch strukturelle Maßnahmen, innerhalb derer die Fleischkonzerne ihr Sortiment weiter umstellen müssen.