Sie hätten es günstiger haben können. Und schneller. „Doch wir wollten nicht nur Geld sparen, sondern auch CO2“, sagt Helmut Plank, Pastor an der Marktkirche in Blankenese. Als die alte Gasheizung kaputtging, wagte die Gemeinde einen „beherzten“ Schritt, wie Plank sagt. Sie errichtete ein eigenes Nahwärmenetz, das ihre sechs Gebäude verbindet – und komplett versorgt.
Zentrum ist eine Pelletheizung unter dem Altarraum der Kirche und in der benachbarten Garage. Eingespeist wird auch Sonnenergie vom Dach des Kindergartens. Falls die Temperaturen zu niedrig fallen, kann eine Gasheizung dazu geschaltet werden.
Die Anlage läuft seit Anfang des Jahres. Etwa 100 Tonnen CO₂ wird die Gemeinde pro Jahr einsparen. Die Kosten von 480.000 Euro übernahm zu zwei Dritteln ein Spender. „Das gab uns die Möglichkeit, das Projekt in großer Freiheit umzusetzen“, sagt Plank. Die Anlage wird sich in 15 bis 20 Jahren amortisiert haben, weil sie Energiekosten reduziert. „Verantwortungsvolles ökologisches Handeln“ ist im Leitbild der Gemeinde festgeschrieben.
Gute Beispiele solle Skeptiker überzeugen
Wenn ab Donnerstag die Klimasynode der Nordkirche in Lübeck-Travemünde tagt, wird es auch um solche Beispiele gehen. Gute Beispiele. Solche, die auch Skeptiker unter den der 156 Synodalen überzeugen. Denn das Ziel ist, die Landeskirche bis 2050 klimaneutral zu machen. Die Nordkirche wäre damit die erste Landeskirche Deutschlands, die sich dazu verbindliche Regeln gibt. Doch das kostet Geld. Von 450 Millionen Euro bis 2050 ist die Rede.
Um die Wende zu finanzieren, will die Nordkirche einen Klimafonds schaffen. Gefüllt werden soll er ab dem Haushaltsjahr 2016 mit 0,6 Prozent des Kirchensteuernettoaufkommens im Vorwegabzug, und das über zehn Jahre. Zur Zeit sind das ungefähr 2,7 Millionen Euro pro Jahr.
Wie groß die Anstrengungen sein müssten, zeigt das Klimaschutzkonzept, das den Beratungen zu Grunde liegt. Das beschäftigt sich etwa damit, wie Gebäude gedämmt werden können. Oder wie kirchliche Mitarbeiter und Ehrenamtliche möglichst umweltfreundlich unterwegs sind.
Auch Umweltbildung gehört dazu
So fördert beispielsweise der Kirchenkreis Hamburg-Ost den Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr. Mit der Bildung eines Umweltbewusstseins fängt man hier schon im Kita-Alter an: „Wir haben die Projekte wie ,KitaÖkoplus’ und ,Schöpfungswochen’ vorangetrieben, in denen Kinder ökologisches Handeln erleben und lernen“, sagt Pressesprecher Remmer Koch.
Die Tagungsstätte „Haus am Schüberg“ in Ammersbek wirtschaftet in allen Bereichen - soweit möglich – nachhaltig, von den verwendeten Lebensmitteln bis zur Wäschereinigung. Außerdem produziert das Bildungshaus Solar-Strom.
Das allerdings ist für Gemeinden in einer Großstadt wie Hamburg nicht so leicht. Die Flächen für Photovoltaik-Anlagen fehlen. Viele Kirchen sind denkmalgeschützt. Doch wo es möglich ist, wird es gemacht. Erst im Juli erhielt das Dorothee-Sölle-Haus, in dem unter anderem das Diakonische Werk Hamburg seinen Sitz hat, eine Photovoltaik-Anlage. Das Gebäude deckt zirka 15 Prozent seines Energiebedarfs damit.
Viele kleine Schritte sind nötig
Beide Hamburger Kirchenkreise beziehen Öko-Strom. Damit der Verbrauch im Rahmen bleibt, hat etwa der Kirchenkreis Hamburg-Ost ein Energie-Controlling für kirchliche Gebäude eingeführt. Dazu zählen auch Raumnutzungskonzepte. "Um den Klimawandel zu stoppen, müssen wir unser Bewusstsein und Verhalten grundsätzlich ändern. Das fängt im Kleinen an, etwa bei der Nutzung von Räumen: Damit nicht ein großer Saal geheizt wird, wenn nur drei Leute tagen", sagt Koch.
Und auch bei Neubauten wird auf Energieeffizienz geachtet. Verabschiedet werden soll das Gesetz bei der Landessynode im September 2015. Viele Kleinigkeiten müssen bedacht und verändert werden. „Der verantwortungsvolle Umgang mit der Schöpfung ist eines unserer Kernanliegen“, sagt Karl-Heinrich Melzer, Propst im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein und Mitglied der im Vorbereitungsausschuss zur „Klimasynode“. Man sei auf einem guten Weg, doch es müsse noch mehr passieren. „Dazu wird es auch wichtig sein, Geld zu investieren – 0,6 Prozent unseres Kirchensteueraufkommens sind ein guter Anfang.“