„Die nächsten Jahre werden uns viel abverlangen“, sagt die am Dienstag, 12. November, in Würzburg gewählte EKD-Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs in ihrer Rede nach der Wahl. Mit 97 von 130 Stimmen erlangte sie die Zweidrittelmehrheit und wird nun für drei Jahre mehr als 18 Millionen Protestant*innen repräsentieren.
Nach ihrer Wahl betonte sie ihren Einsatz für die weitere Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche. Die Maßnahmen, die sich aus der ForuM-Studie ergeben haben, die das Ausmaß des Missbrauchs innerhalb der Institution untersuchte, müssten „einheitlich, konsequent und zugleich emphatisch“ umgesetzt werden.
Fehrs will „mit Mut und Zuversicht“ an Entscheidungen herantreten
Mit Blick auf die Entwicklung der Mitgliederzahlen und die daraus entstehende Notwendigkeit von Reformen betonte sie bei ihrer Rede, dass die nächsten Jahre allen Mitgliedern viel abverlangen würden. Aber: Sie selbst wolle „mit Mut und Zuversicht“ an Entscheidungen herangehen.
Seit einem Jahr agierte Fehrs als kommissarische Vorsitzende, nachdem ihre Vorgängerin Annette Kurschuss Ende 2023 überraschend zurückgetreten ist. Ihr wurden Fehler in der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt vorgeworfen, was Kurschuss zwar abstritt, aus eigenem Wunsch heraus jedoch zurücktrat, um den Betroffenen sexualisierter Gewalt durch ihren Verbleib im Amt nicht zu schaden, wie sie selbst ihre Entscheidung begründete.
„Wir müssen sexualisierte Gewalt in der Kirche künftig weiter gezielt aufarbeiten.“
Bei der ForuM-Studie handelt es sich um eine 800-seitige Missbrauchsstudie, laut der bundesweit Tausende Betroffene sexualisierte Gewalt innerhalb der evangelischen Kirche erfahren mussten. Der Umgang von Kirche und Diakonie mit den Fällen wurde scharf kritisiert, Fehrs bat die Betroffenen um Entschuldigung für das Versagen der Kirche und Versprach umfassende Maßnahmen.
Eine davon ist die Vernetzungsplattform „BeNe“ (BetroffenenNetzwerk), die am 8. Oktober online gegangen ist. Hier können sich Betroffene von sexualisierter Gewalt innerhalb der Ev. Kirche vernetzen. Auch ein Betroffenenforum dient als Raum für den Austausch und gegenseitige Unterstützung. Darüber hinaus fordert Fehrs nach ihrer Wahl weitere Maßnahmen: „Wir müssen sexualisierte Gewalt in der Kirche künftig weiter gezielt aufarbeiten.“
Die 15 Mitglieder des EKD-Rats leiten die Evangelische Kirche in Deutschland in allen wichtigen Belangen und gelten als öffentliche Stimme der Institution. Die EKD selbst ist ein Zusammenschluss der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland, worunter auch die Nordkirche zählt, von der die Hansestadt Hamburg ein Teil ist.