Für Hendrikje Blandow-Schlegel, 52, war sofort klar, dass sie helfen will. Als die dreifache Mutter aus Harvestehude im Herbst 2013 von den Plänen für eine Flüchtlingsunterkunft in ihrer Nachbarschaft hörte, kam ihr die Idee, einen Verein zu gründen.
Die gut vernetzte Rechtsanwältin kontaktierte Freunde und Wegbegleiter wie etwa St. Johannis-Pastorin Birgitta Heubach-Gundlach, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt und den Schulleiter des Harvestehuder Wilhelm-Gymnasiums, Martin Richter.
Gemeinsam brachten sie den Verein "Flüchtlingshilfe Harvestehude" auf den Weg: Im Februar 2014 war die Gründung, und als der Bezirk Eimsbüttel Ende April öffentlich über die Pläne informierte, hatte der Verein schon 52 Mitglieder. "Inzwischen haben wir über hundert Unterstützer ganz unterschiedlichen Alters und Berufs", sagt die Vorsitzende Blandow-Schlegel.
Hausaufgabenhilfe und Sprachunterricht
Zehn Arbeitsgemeinschaften haben sich gebildet. Sie planen unter anderem Sprachunterricht, Hausaufgabenhilfe und die Begleitung bei Behördengängen. Das Gymnasium, 30 Meter Luftlinie entfernt, bereitet Patenschaften mit den Schülern vor - Flüchtlingshilfe wurde hier bereits zum Schulprojekt.
In dem ehemaligen Kreiswehrersatzamt der Bundeswehr sollen bis zu 220 Menschen Platz finden. Zuvor muss das Gebäude an der Sophienterrasse 1a umgebaut werden. Die Pläne sehen 23 Wohneinheiten vor, mit zwei bis acht Zimmern - und einen Spielplatz.
Ende des Jahres könnte das Haus bezugsfertig sein. Derzeit befasst sich die Bezirksversammlung mit dem Antrag der Sozialbehörde. Geht es nach ihren Plänen, soll das Geländes für zehn Jahre genutzt werden.
Die Kritiker halten die Lage für ungeeignet
Ob das klappen wird, hängt nicht nur von der Bezirksentscheidung ab. Auch Kritiker der geplanten Unterkunft könnten theoretisch mit einer Klage einen Baustopp bewirken. Sie halten eine Unterkunft in der reichen Nachbarschaft für ungeeignet, die Infrastruktur zu schlecht. Sie bemängeln, dass man für das Geld woanders mehr Menschen unterbringen könnte.
Die Argumente sind in den Augen von Blandow-Schlegel unseriös. Mancher instrumentalisiere da wohl das Projekt für seine eigenen Zwecke, sagt sie. Ihr Verein geht weiter davon aus, dass es klappt und holt sich noch mehr Hamburger ins Boot, die den interkulturellen Austausch in ihrer Nachbarschaft wollen.