Kirchlich Heiraten in Hamburg und Umgebung „Für uns gibt es keine No-Gos“

Sogar bei Hamburger Regenwetter: Trauungen im Freien sind auch in der evangelischen Kirche möglich.

Nicht in einer Kirche aber dennoch mit göttlichem Segen heiraten – geht das? Ja, sagt Pastorin Angelika Gogolin von der Hamburger Agentur st. moment. Wir haben mit ihr über ungewöhnlichere Hochzeitsorte und das Besondere selbst in „klassischen Kirchen“ gesprochen.

Hochzeiten können heute viel mehr sein als ein weißes Kleid in einer Kirche. Doch vielen Menschen fällt es schwer, außerhalb des Klassischen zu denken und Ideen zu entwickeln, weiß Pastorin Angelika Gogolin von der Agentur st. moment. Schon allein, dass eine Hochzeit „im Freien“ nicht automatisch auch einen freien Redner bedeutet, sondern ebenso mit einer Pastorin oder einem Pastor erfolgen kann, sei für viele neu. 

„Genau dafür gibt es unsere Agentur. Wir wollen Lust machen auf kirchliche Rituale und gleichzeitig Menschen helfen, ihre eigenen Ideen außerhalb der Box zu entwickeln und umzusetzen“, sagt Gogolin.  Allein dieses Jahr haben die Pastor*innen von st. moment schon rund 100 Paare getraut, rund 20 Anmeldungen für 2024 liegen noch vor, spontan können weitere dazukommen. Neben Hochzeiten bietet st. moment auch Taufen und Beerdigungen in Hamburg und Umgebung an. 

Gottesdienst mit viel Freiraum

Für die Agentur selbst arbeiten vier Pastor*innen. Doch eine Zusammenarbeit ist prinzipiell mit allen Kirchen im Gemeindegebiet möglich. Gogolin schätzt die Arbeit der zahlreichen Kirchengemeinden in der Region sehr. „Wir wollen sie nicht ablösen, sondern eine Alternative sein“, sagt sie. Vor allem bei einer klassischen kirchlichen Trauung wird häufig auch in die Kirchengemeinde vermittelt.


Hochzeitsrituale über die Agentur sind zudem komplett voraussetzungslos. Paare müssen weder standesamtlich verheiratet noch Kirchenmitglieder sein. Die Hochzeit selbst ist jedoch immer ein evangelischer Gottesdienst. „Die Standards wie Ja-Wort, Ringtausch, Segen und Hochzeitskuss sind immer dabei“, sagt Gogolin. Statt Ringen werden aber auch mal Lebkuchenherz auf dem Hamburger DOM, T-Shirts auf dem Kiez oder Bändchen ausgetauscht. In einer Bar wird das Hochzeitslied dann von einer Jukebox statt der Kirchenorgel gespielt. „Für uns gibt es keine No-Gos“, sagt Gogolin. Die potenziellen Hochzeitspaare dürfen und sollen ihre Wünsche in Bezug auf Musik, Fotos, Ablauf und natürlich den Ort einbringen. Manchmal bringe erst die Offenheit von st. moment die Paare im Vorgespräch der Hochzeit auf eigene Ideen. 

Die Agentur bietet auch Hochzeitspakete an. Das sind kostenfreie, fertig vorbereitete Hochzeitsrituale mit einem festgelegten Datum, Musiker, Fotograf und Ort. Paare können sich vorher dafür anmelden oder spontan vorbeikommen. Die nächste Gelegenheit ist am 06. Oktober 2024 zwischen 14 und 17 Uhr am Altonaer Balkon mit Blick auf die Elbe. Wer nicht heiraten möchte, kann die eigene Liebe segnen lassen, sich ein Lied wünschen und die Erinnerung mit einem Foto festhalten.

Kirche oder Kiez?

Die Nachfrage nach Hochzeiten in klassischen Kirchen ist laut Gogolin immer noch sehr beliebt. Dafür bietet Hamburg zahlreiche Möglichkeiten „Für mich ist letztlich jede Kirche besonders, zum Beispiel die Christianskirche mit dem Sternenhimmel über dem Altar“, sagt Gogolin und fügt hinzu: „Oft erobern sich auch die Beteiligten die Kirchenräume und machen sie durch individuelle Dekoration zu etwas besonderem.“ 


Außerhalb von Kirchen bietet st. moment Hochzeiten z.B. in der Flussschifferkirche, in einer Bar auf dem Kiez, auf dem Hamburger DOM oder auf dem Kirchentruck beim Christopher Street Day an. Auch Hochzeiten im Freien, z.B. an der Alster, Elbe oder den Landungsbrücken sind möglich. 

Die Pastorin selbst kann sich nicht mehr entscheiden, ob eine Kirche oder der Kiez ihr liebster Ort für Hochzeiten ist. „Ich selbst bin immer dann glücklich, wenn der Hochzeitsort perfekt zu den Menschen passt und einen Bezug zu ihnen hat“, sagt sie. 

Ihre bisher ungewöhnlichste Hochzeit fand in einem Ewigforst statt. Die Brautleute waren jeweils bei den Großeltern aufgewachsen, die dort beerdigt waren. „Das war eine sehr besondere und berührende Hochzeit“, erinnert sich Gogolin. 

Trauungen nach Maß

Gogolin hat Freude an ihrer Arbeit und ist mit Leidenschaft dabei. Trauungen sind für sie eines der „spannendsten und am kontroversesten diskutierten Themen“ der kirchlichen Arbeit. Dafür, Paaren ihren Hochzeittraum zu erfüllen, halte sie auch „gern mal ihren Kopf hin“. „Ich finde es toll, wenn Menschen aus ihrer Hochzeit ein Event machen“, so Gogolin. Wie genau das aussieht, kann jedes Paar frei entscheiden. „Auch eine Hochzeit zu zweit kann ein Event sein“, sagt Gogolin. 

Die spontanste Trauung bisher fand nach einem Pride-Konzert in der St.Nikolai-Kirche statt. Auf dem Konzert erfolgte der Hochzeitsantrag, direkt danach die Hochzeit. Spontan ließ sich die Sopranistin des Konzerts dazu verleiten, das Ave Marie und „La Vie en rose“ zu singen – „besonderer geht es nicht“, sagt Gogolin. 

Und welche Trauung würde sie selbst gern noch durchführen? „Am liebsten würde ich mal ein Paar mit Gleitschirm in der Luft trauen“, sagt sie. Doch bisher habe es dazu leider keine Anfrage gegeben. 


Heiraten am Altonaer Balkon

Im goldenen Oktober, am 6. Oktober können Paare sich zwischen 14 und 17 Uhr mit Blick auf die Elbe das Ja-Wort geben oder ihre Liebe segnen lassen. Neben Hochzeitspastorin Angelika und Musiker Jan wird Fotografin Christine Lutz wunderschöne Bilder von den Oktobermomenten machen.
Mehr zum Event auf der Webseite von st. moment.