800 Menschen bei Gegendemo Evangelische Kirche unterstützt Demo gegen rechtes Bündnis

Sie nahmen an der Gegendemo teil: Theologe Hans-Martin Gutmann, Propst Matthias Bohl, Propst Martin Vetter, Susanne Gerbsch (Pressereferentin der Bischofskanzlei) und ihr Ehemann Hartmut Gerbsch.

Mehrere hundert Menschen sind am Sonntagmittag in Hamburg gegen die Kundgebung einer rechten Gruppierung auf die Straße gegangen. Das Hamburger Bündnis gegen Rechts hatte zu der Gegendemonstration aufgerufen: Knapp 800 Menschen schlossen sich an, darunter auch Vertreterinnen und Vertreter der evangelischen Kirche.

Gemeinsam setzten sie ein Zeichen gegen eine etwa zeitgleiche Kundgebung am Rödingsmarkt, die laut Verfassungsschutz von Rechtsextremen organisiert worden war. Ihr schlossen sich nach Polizeiangaben 68 Menschen an. Sie folgten damit dem Aufruf einer rechten Gruppierung, die sich den Titel "Deutscher Michel, wach endlich auf!“ gegeben hat.

Laut Verfassungsschutz handelt es sich um den Nachfolger der "Merkel muss weg“-Bewegung. Auf Plakaten und Bildern im Netz, die zur Demo am kommenden Sonntag mobilisieren sollten, war der Turm der St. Michaeliskirche abgebildet.  Die Pröpstinnen und Pröpste des Kirchenkreises Hamburg-Ost kritisierten diese symbolische Vereinnahmung scharf.

 

"Sichtbar und eindeutig Position beziehen"

"Damit ist eine weitere Grenze überschritten, die einmal mehr verdeutlicht, dass wir auf die Straße gehen müssen, um sichtbar und eindeutig Position zu beziehen“, so Hauptpastor und Propst Martin Vetter. Er selbst schloss sich der Gegendemonstration zusammen mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern des Kirchenkreises an und sprach zum Auftakt der Gegendemonstration zusammen mit Pröpstin Isa Lübbers: "Wir unterstützen eine offene und demokratische Gesellschaft. Hamburg ist bunt und solidarisch und das ist gut so!", leiteten sie ihre Rede ein.

Erneut gingen sie auch auf die symbolische Vereinnahmung des Michels ein: "Es ist ein Skandal, dass Gruppierungen und Parteien von rechts das Hamburger Wahrzeichen missbrauchen, indem sie Angst erzeugen", sagten sie. "Der Hamburger Michel ist positiv besetzt: Als Wahrzeichen steht der Michel für ein offenes, menschenfreundliches Hamburg. Niemand darf ihn für rechtsextreme Parolen missbrauchen." Der Hamburger Michel sei ein Wahrzeichen für humanitäre Werte. "Ein maßvoller Umgang mit der natürlichen Ressourcen Erde und ein bewahrendes Handeln der Schöpfung leiten sich daraus ab."

Im April dieses Jahres hatte es bereits eine Kundgebung der rechten Gruppierung gegeben, damals mit etwa 170 Teilehmerinnen und Teilnehmern. Zum Gegenprotest kamen rund 10.000 Menschen zusammen.