Das Grundgesetz gehe von einer Vielzahl der Lebensentwürfe aus und lege daraus eine verbindliche Rechtsordnung fest. "Eine Homogenität der Vorstellungen und Werte ist gar nicht vorgesehen." Entscheidend sei, dass sich alle an das gültige Recht halten: "Dies ist ein freies Land, jeder kann hier sagen, was er will –solange er sich an das Recht hält", so Ahrens.
Es bereite ihm Sorge, dass das Wertethema die Gesellschaft zu spalten scheine. "Weil es so wirkt, als wäre das Teilen gemeinsamer Werte die Bedingung, hier leben zu dürfen." Unterschiede müssten ausgehalten werden - und das gelinge im Alltag bereits seit Jahrzehnten, sagte der Diakonie-Chef. "Wenn Herr Seehofer das Ende der Willkommenskultur feiert, hat er eindeutig andere Werte als ich. Trotzdem müssen weder er noch ich das Land verlassen."
Auch auf die Bildung von Parallelgesellschaften blickt Ahrens gelassen: Überall auf der Welt gebe es Großstädte mit Vierteln, die nur von anderen Volksgruppen bevölkert sind. "Solange das freiwillig ist und dort die gleichen Gesetze gelten wie im Rest des Landes, habe ich damit kein Problem", sagte er der Zeitung.