Nötig sei zudem eine Politik, die dazu bereit sei, "das Tabu der Immer-weiter-so-Wachstumsgläubigkeit" zu brechen, sagte Fehrs. Politik müsse sich trauen, die Wahrheit zu sprechen. Der Buß- und Bettag befreie vom Zwang zur Perfektion. Er biete einen Raum, "der ein Innehalten, eine Umkehr und ein Kehraus erlaubt".
Wer nicht immer funktioniere, sondern sich Zeit nehme zum Innehalten, könne auch offen aussprechen, dass er nicht zurechtkomme, anderen immer wieder etwas schuldig geblieben ist oder mit Gott hadere. Das könne entlastend sein. Fehrs: "Wenn für all das kein Platz im Leben bleibt, wird man krank. Und das wissen wir auch."
Besinnung, kritische Lebensbilanz und Neuorientierung stehen in der evangelischen Kirche am Buß- und Bettag im Mittelpunkt. Begangen wird der Gedenktag am ersten Mittwoch nach dem Volkstrauertag, in diesem Jahr am 19. November.
1532 im mittelalterlichen Straßburg offiziell eingeführt, wurde der rein protestantische Buß- und Bettag 1995 zur Finanzierung der Pflegeversicherung in allen Bundesländern außer in Sachsen ersatzlos gestrichen. Die evangelische Kirche bezeichnet die Abschaffung bis heute als Fehlentscheidung.