„Der Lockdown hat uns sehr deutlich vor Augen geführt, was uns stark macht“, berichtet Sven Jacobs, Leiter für Unterrichts- und Qualitätsentwicklung an den Bugenhagenschulen. Die Lernkultur, das intensive Miteinander, aber auch die persönliche Begleitung und Ansprache fielen nach den Märzferien von einem auf den anderen Tag weg. Und das alles sei auch nicht durch Videokonferenzen und Telefonate zu ersetzen. Gleichzeitig bekennt Jacobs, dass sie mitten im Digitalisierungsaufbau der Schule „erwischt“ wurden und noch nicht so aufgestellt waren, um reibungslos in ein Homeschooling überzugehen.
Christoph Pallmeier, Schulleiter der Wichern-Schule, zieht da eine positivere Bilanz. Er berichtet, dass sie während des Lockdowns auf Erfahrungen des vor sechs Jahren etablierten Digitalprojekts am Gymnasium zurückgreifen konnten. Über eine Lernplattform konnten Materialien und Aufgaben zur Verfügung gestellt sowie Ergebnisse eingesammelt und korrigiert werden. „Das hat uns sehr geholfen mit den Schülerinnen und Schülern zu arbeiten“, sagt er. „Unterstützend haben viele Lehrkräfte auch die Möglichkeit von Videokonferenzen genutzt.“
"DigitalPakt Schule" kommt an
Sollte es erneut zu Schulschließungen kommen, sind die beiden evangelischen Privatschulen mittlerweile gut aufgestellt, da nun alle ihre Schülerinnen und Schüler in die digitalen Lernplattformen eingebunden sind. Dennoch gibt Jacobs zu bedenken, dass vieles für sie als inklusive Schule von Jahrgang 0 bis 13 mitbedacht werden muss: „Für die Grundschule und für die Schule für Kinder mit besonderem Förderbedarf sind deutlich intensivere, individuellere Lösungen gefragt.“
Vom staatlich geförderten „DigitalPakt Schule“ profitieren behördliche wie private Schulen gleichermaßen. Dieser soll dazu dienen, eine bessere digitale Ausstattung an Schulen zu ermöglichen. Die Wichern-Schule hat mit dem bereits erhaltenen Betrag die Infrastruktur verbessert und neue Endgeräte angeschafft. Das Digitalpaket der Bundesregierung sowie private Spender helfen außerdem dabei, Familien ohne Zugriff auf eigene Endgeräte mit iPads zu versorgen. In Bezug auf den Digitalisierungsstand scheint es momentan jedoch noch große Unterschiede zwischen den Hamburger Schulen zu geben. „Einigen Schulen fehlt es fast komplett an der notwendigen Technik. Andere Schulen sind bereits gut ausgestattet“, beobachtet Pallmeier.
Es braucht mehr als Hardware
Doch selbst wenn Schulen über die nötige digitale Infrastruktur und Hardware verfügen, ist die Finanzierung der fortwährenden Digitalisierungskosten wie Support, Wartung und Ersatzbeschaffung laut Pallmeier nicht ausreichend geklärt. Eine weitere Herausforderung stellt die entsprechende Fortbildung der Lehrkräfte und Weiterentwicklung der didaktischen Konzepte dar.
Auch Jacobs von der Bugenhagenschule sagt: „Die Hardware alleine macht uns noch lange nicht fit!“ Vielmehr ginge es darum, wie die Medienerziehung konkret in den einzelnen Stufen erfolgen soll und wie digitale Medien den Präsenzunterricht ergänzen, erweitern und attraktiver machen können. Und so fühlt er sich zwar besser vorbereitet als im Frühjahr, hofft allerdings sehr, dass auch die Weihnachtsferien weitestgehend im Präsenzunterricht erreicht werden. Diesem Wunsch schließen sich nicht nur Lehrkräfte, sondern auch die meisten Schülerinnen und Schülern sowie Eltern an.