Am Sonnabend vor Advent hänge ich einen Weihnachtsstern ins Fenster und stelle den Adventskranz auf. Ich versuche, mir Zeit für mich, für Freunde und die Familie zu nehmen und zur Ruhe zu kommen. Was mich eine Zeitlang fast zum Weihnachts- und Adventsmuffel gemacht hat, ist der oft viel zu glitzernde laute kommerzielle Trubel, der in der Adventszeit in den Straßen herrscht und einen eigentlich erst Heilig Abend zur Ruhe kommen lässt.
Als Kind bedeutete die Adventszeit für mich viel Betrieb. Ich bin in Greifswald in einem Pastorenhaushalt aufgewachsen. Mehrmals in der Woche besuchten wir mit dem Flötenkreis ältere oder kranke Menschen in der Gemeinde. An den Freitagabenden wurde für das Krippenspiel geprobt und an den Sonntagen machten wir Hausmusik mit der ganzen Familie und übten für Heiligabend. Am ersten Adventssonnabend buken wir Plätzchen. Sehr sehr viele, denn sie sollten bis Weihnachten reichen!
Wir spielten Lego mit Gästen aus der Unterkunft
Ich erinnere mich, dass meine Eltern einmal zu Heiligabend Asylbewerber aus einer benachbarten Unterkunft einluden und wir mit den beiden Männern Lego spielten. Kinder kennen keine Sprachbarrieren! Ich bin froh über mein Zuhause, dankbar für meine Familie, denn mir ist bewusst wie viel Glück ich damit habe. Das Wichtigste ist, dass man Zeit für einander hat.
Im vergangenen Jahr habe ich mich bei einer Advents-Aktion für Geflüchtete beteiligt. Wir hatten einen Stand am Altonaer Bahnhof. Viele Leute hasteten vorbei, manche gaben Geld. Das ist zwar auch wichtig. Doch das Schönste für mich war, wenn sie stehen blieben und wir miteinander ins Gespräch kamen. Denn was alle Menschen brauchen, ist Zeit und Aufmerksamkeit. Nur so können wir einander kennenlernen.
Hanna Hanke, 27, ist Flüchtlingsbeauftragte im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein