Der Internationale Frauentag am 8. März ist auch ein Gedenktag für die Frauen der Geschichte, die Großes geleistet haben. Wir nutzen diesen Anlass, um fünf Frauen der evangelischen Kirche vorzustellen, die uns allen auf die ein oder andere Weise als Vorbild dienen können.
Katharina von Bora
Katharina von Bora trat noch als junge Frau dem Zisterzienserinnenkloster Marienthron in Nimbschen bei und legte im Jahr 1515 ihr Gelübde als Nonne ab. Sie tat etwas zu ihrer Zeit Undenkbares, als die Lehren und auch die Kritik Luthers zu ihr und ihren Schwestern im Kloster vordrangen: Sie floh aus dem Kloster, unterstützt von Martin Luther und begleitet von einigen weiteren Nonnen. Später heiratete sie den Urheber der Reformation und lebte mit ihm im ehemaligen Augustinerkloster in der Lutherstadt Wittenberg.
Dort bewirtschaftete sie zum großen Teil den Hof, verwaltete das Anwesen, betrieb die Viehzucht und Bierbrauerei sowie zahlreiche Ländereien und versorgte die vielen Besuche und Studierenden von Luther. Ihr hohes Engagement und ihr Mut, aus dem ihr vorbestimmten Leben auszubrechen, dienen bis heute als Vorbild für christliche Frauen auf der ganzen Welt. Ihren Namen trägt übrigens das Katharina-von-Bora-Haus in Pinneberg, es ist Sitz einiger Einrichtungen des diakonischen Werkes Hamburg-West/Südholstein.
Elisabeth von Thüringen
Mit nur 24 Jahren verstarb Elisabeth von Thüringen im Jahr 1231 – doch die Zeit ihres Lebens hatte sie mit Güte und Aufopferung verbracht, die sie bis heute zu einer der bekanntesten und verehrtesten Heiligen der evangelischen sowie der katholischen Kirche macht. So wird am 19. November der Elisabeth-Gedenktag gefeiert, um an ihren Mut, ihre Empathie und ihr Unrechtsbewusstsein zu erinnern. Denn Elisabeth von Thüringen setzte sich für die Kranken und Armen ein, ging aus Solidarität gegenüber den Armen barfuß zur Messe, spann Wolle für weniger privilegierte Menschen und verzichtete nach dem Tod ihres Mannes, dem Landgrafen Ludwig, auf allen Besitz und zog in einen Schweinestall. Vier Jahre nach ihrem frühen Tod wurde sie für ihre unzähligen Wohltaten und ihr Engagement heiliggesprochen.
Sophie Scholl
Als Teil der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ sollten die Geschwister Scholl – Sophie und ihr Bruder Hans – in die Geschichtsbücher eingehen: Während Deutschland von Nationalsozialist*innen regiert wurde und sich in einem verheerenden Krieg befand, zeigte Sophie Scholl als eine der wenigen Menschen der deutschen Bevölkerung Zivilcourage und unendlichen Mut. Zusammen mit ihren Mitstreiter*innen verteilte sie Flugblätter, die zum Widerstand gegen die Diktatur aufriefen, und wurde dafür zusammen mit ihrem Bruder verhaftet und kurze Zeit später mit nur 21 Jahren hingerichtet. „So ein herrlicher, sonniger Tag und ich soll gehen. Was liegt an meinem Tod, wenn durch unser Handeln Tausende von Menschen aufgerüttelt und geweckt werden“, soll sie an ihrem Todestag gesagt haben.
Dorothee Sölle
Sie beschrieb sich selbst gerne als freischaffende „Theologiearbeiterin“ und gehörte zu den bekanntesten Theologinnen des 20. Jahrhunderts – obwohl sie nie einen Lehrstuhl für dieses Gebiet hatte: Dorothee Sölle. Sie trieb vor allem eine Frage zur Theologie: Wie konnte Auschwitz geschehen? Wie konnten sich die Menschen Deutschlands nicht gegen Hitler zur Wehr setzen? Theologie und Politik gehörten für sie zusammen, wie sie in ihrer Autobiographie „Gegenwind“ selbst schrieb: „Jeder theologische Satz muss auch ein politischer sein.“ Mit ihrer Verbindung von Theologie und sozialer Praxis inspiriert sie bis heute Menschen dazu, sich für eine Welt der Liebe und Gerechtigkeit einzusetzen. Im Dorothee-Sölle-Haus in Hamburg-Altona finden sich zahlreiche Einrichtungen der evangelischen Kirche und Diakonie.
Margot Käßmann
Die ehemalige Bischöfin der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers, Margot Käßmann, findet in der Bibel Orientierung, Ermutigung und Trost. Der Satz „Du kannst nicht tiefer fallen als in Gottes Hand“, von Arno Pötzsch, habe sie oft gestärkt, wie sie schreibt. Bekannt ist sie unter anderem für ihre Offenheit und eine klare Haltung, die auch anstoßen kann. Über ihre Brustkrebserkrankungen 2006 sprach sie genauso offen wie über ihre Einschätzung der Lage in Afghanistan 2010 („Nichts ist gut in Afghanistan“). Als erste Frau an der Spitze der EKD wird sie bis heute für ihre Offenheit und Glaubwürdigkeit von vielen Menschen geschätzt.