Ethischer Diskurs zur Corona Pandemie Freiheit contra Infektionsschutz?


Die Corona Pandemie hat unseren Alltag verändert und viele Menschen verunsichert. Bischöfin Kirsten Fehrs und Fachleute der Evangelischen Akademie der Nordkirche diskutieren ethische Fragen rund um die aktuelle Situation in einer online Konferenz, am 31. August. Kirche-Hamburg Redakteurin Yvonne Nadler konnte schon vorab mit der Bischöfin sprechen:

 

Vor welchen ethischen Herausforderungen steht die Gesellschaft angesichts der Corona-Pandemie?Fehrs: Der Schutz der Gesundheit und des Gesundheitssystems erfordert momentan viele Umstellungen. Da wird von vielen gefragt, wie weit diese gehen dürfen. Welche Einschränkungen sind zumutbar, welche Freiheitsrechte müssen gewahrt bleiben? Die wirtschaftlichen Folgen treffen nicht alle mit gleicher Härte, da ist Gerechtigkeit gefordert. Auch unter Pandemiebedingungen müssen Teilhabe und offener Diskurs möglich bleiben, nur dann sind wir noch demokratisch. Und schließlich: Wie reden wir miteinander, wenn Meinungen und Weltsichten aufeinanderprallen?

Wie begegnet die evangelische Kirche diesen?
Fehrs: Indem sie wie seit Jahrhunderten einen Raum anbietet, in dem ethische Konflikte bearbeitet und gern auch kontrovers diskutiert werden. Schwierige Fragen brauchen nicht einfache Antworten, sondern einen  differenzierten ethischen Diskurs, der sich auseinandersetzt mit den aktuellen Spannungen in der Gesellschaft. Wir möchten zur Verständigung beitragen. Und wir möchten die christlichen Werte einbringen, die die ganzheitliche Würde des Menschen ins Zentrum rücken. 

„Welche Handlungsoptionen sind in Zukunft politisch wie persönlich sinnvoll und für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft notwendig?“ Diese Frage stellen Sie selbst in der Ankündigung der Diskussion. Mögen Sie sie aus Ihrer Sicht an dieser Stelle vorab beantworten?
Fehrs: Wir als Kirche stehen dafür, dass ein vernünftiger und verständnisfördernder, ein friedlicher Dialog zustande kommt. Wir stehen als Gesellschaft und als Einzelne vor neuen Herausforderungen und müssen darauf reagieren. Dafür braucht es viele Stimmen und einen Raum, in dem sich gemeinsame Perspektiven entwickeln. Vielleicht entdecken wir dabei, wie auch Leben mit Einschränkungen erfülltes Leben sein kann und auf der anderen Seite: wie Vergänglichkeit und Verlust gemeinsam getragen werden können

Es ist eine Diskussion um persönliche Freiheit, Bevormundung durch den Staat etc. in der Gesellschaft entstanden. Welchen Eindruck haben Sie?
Fehrs: Auch das gehört zu den offenen Fragen: Wie viel persönliche Freiheit und persönliche Verantwortung braucht es? Und welche gemeinsamen, für alle verbindlichen Regeln muss es geben? Viele fühlen sich nicht bevormundet, einige schon. Darüber kann man doch engagiert diskutieren.

Was erhoffen Sie sich von der Diskussion? Bzw. was ist ihr Sinn und Zweck?
Fehrs: Eine gute Diskussion fördert gegenseitiges Verständnis und schafft Ansätze für Lösungen, die von vielen mitgetragen werden. Das brauchen wir. Wir werden die Herausforderung der Coronapandemie umso besser bewältigen, je konstruktiver Menschen trotz verschiedener Interessen und Sichtweisen gemeinsam handeln können. Dazu möchten wir beitragen.

 

„Richtig handeln in unsicherer Lage? Zum ethischen Diskurs in der Corona-Pandemie“

Online-Veranstaltung am 31.8. ab 19.30 Uhr

Weitere Informationen auf: www.akademie-nordkirche.de