Treffen im jüdischen „Café Leonar“ im Grindel. Ganz in der Nähe, an St. Johannis Harvestehude, war Christoph Römhild, 45, fünf Jahre lang Pastor – bevor er zur Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) nach Hannover und im März 2016 nach Berlin ins Auswärtige Amt wechselte.
Nur noch selten ist der Theologe in seiner Heimatstadt. Die Nordkirche hat ihn an die Kulturabteilung des Auswärtigen Amts in Berlin „ausgeliehen“. Bis Ende des Jahres begleitet er neben anderen Aufgaben das Ausstellungsprojekt „Here I Stand“ unter der Schirmherrschaft von Außenminister Frank-Walter Steinmeier.
Zu "Here I stand" zählen drei Ausstellungen in den USA und eine im Internet für User weltweit. Institutionen wie Kirchengemeinden und Schulen können sie bestellen und Poster und archäologische Fundstücke in 3D sogar selbst ausdrucken. Das Motto ist Luthers Rede vor dem Reichstag in Worms entliehen: „Hier stehe ich und kann nicht anders“.
Beziehungen zu den USA stärken
Die Ausstellungen sollen im Jubeljahr nicht nur die Reformation und ihre weitreichenden Folgen für Gesellschaft, Kultur und Bildung beleuchten. Sie sollen auch die transnationalen Beziehungen stärken und „vorpolitisch“ wirken, sagt Römhild. Die Freiheit des einzelnen, die Medienrevolution und Bildung für alle – darin sieht er die wichtigsten Errungenschaften des Wittenbergers bis heute.
Die Ausstellungen zeigten Luther aber nicht als „Säulenheiligen“, sondern mit seinen Schattenseiten: als Eiferer gegen Türken und Juden etwa. Und als einen von mehreren Akteuren einer Bewegung, die zu einem tiefgreifenden Wandel in Europa führte.
Friedensethik als Herzensthema
Gefragt ist Römhild als Theologe auch in einem neuen Arbeitsstab seines Ministeriums mit dem Namen „Friedensverantwortung der Religionen“. Eine erste Konferenz in Berlin ist für Mai geplant. Sie soll leitende Geistliche und Friedensaktivisten aus dem Nahen Osten, Europa und Afrika zusammenführen.
Römhild hat unter anderem an der jüdischen Universität in London studiert. Der Austausch zu Friedensethik und Bildung ist eins seiner Herzensthemen: „Wir wollen Lehren aus der Reformation ziehen und für Toleranz und Verständigung werben.“
Viele neue Horizonte hätten sich in der Zeit im Auswärtigen Amt eröffnet, sagt der bekennende „Star-Wars“-Fan. Arbeit hat er genug. Wochentags ist er vor 20.30 Uhr selten zuhause – in einem Häuschen im Grünen am Stadtrand, wo er mit seiner Frau lebt.
Eine Erwartung hat sich jedoch nicht erfüllt: viel und weit zu reisen. So hat er zwar die New Yorker Eröffnung von „Here I Stand“ bis ins Detail mit geplant. Doch er verfolgte aus Berlin alles mit. „Meine weiteste Dienstreise hat mich bisher nach Münster geführt“, sagt Römhild und lacht.
Die Ausstellung „Here I stand“ kann als Posterausstellung „#HereIstand“ auf Deutsch und Englisch heruntergeladen und auf Deutsch auch kostengünstig (50 € plus Versand) bestellt werden. Weitere Infos dazu hier
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