Was ist der Kreuzweg für Flüchtlinge?
Wir starten am Rathausmarkt und gehen über sieben Haltepunkte durch die City bis nach St. Georg in die Danziger Straße. So, wie der letzte Weg Jesu durch Jerusalem von verschiedenen Stationen geprägt war. Wir bringen unser Anliegen auf die Straße: Geflüchtete haben ihre Heimat verloren. Sie gehören zu den Menschen in unserer Gesellschaft, die die wenigsten Rechte haben.
Worauf machen Sie in diesem Jahr besonders aufmerksam?
Wir beziehen unter anderem Position gegen nächtliche Abschiebungen und das geplante Abschiebegewahrsam auf dem Hamburger Flughafen. Das kommt quasi einer Inhaftierung gleich und ist verfassungsrechtlich bedenklich. Und natürlich äußern wir deutliche Kritik an der zunehmenden Abschottung Europas gegen Flüchtende. Statt sichere Fluchtwege für bedrohte Menschen zu schaffen, werden unsere Grenzen abgeriegelt!
Wer beteiligt sich?
Der Kreuzweg wird von Kooperationspartnern gestaltet, die für und mit Geflüchteten arbeiten. Dietlind Jochims, die Flüchtlingspastorin der Nordkirche ist unter anderem dabei, eine Vertreterin der Lampedusa-Gruppe, wir als Diakonische Basisgemeinschaft Brot & Rosen, deren Mitglieder mit Geflüchteten zusammenleben – und hoffentlich viele Geflüchtete selbst.
Was ist das Ziel?
Die öffentliche Diskussion wird von der Rede über Obergrenzen bestimmt. Der wollen wir den Gedanken der Menschlichkeit entgegensetzen: Diejenigen die kommen, sind nicht nur Muslime und Christen oder Ärztinnen und ungelernte Arbeiter. Sondern es sind in erster Linie Menschen, die vor lebensbedrohlicher Not und Gewalt fliehen. Sie brauchen unsere Unterstützung.
Was kritisieren Sie?
Im Moment setzt die Politik darauf, Geflüchtete gar nicht erst nach Deutschland kommen zu lassen. Viele Menschen hierzulande fürchten Belastungen, wirtschaftlich, sozial und kulturell. Dabei war die wirtschaftliche Lage in unserem Land seit der Wende nicht mehr so stabil. Und auch die Relationen stimmen nicht: Wir reden von einer Million Ankommender im Vergleich zu einer Bevölkerung von 80 Millionen Menschen!
Manche Menschen haben Angst, dass mit den Flüchtlingen der Terror nach Deutschland kommt. Sie sehen sich nach den jüngsten Anschlägen in Brüssel bestätigt.
Man muss aufpassen, sich nicht von Ängsten bestimmen zu lassen. Die Fakten sagen etwas anderes: Die Täter sind in der Regel in unseren Gesellschaften aufgewachsen, in Belgien und Frankreich. Ängste gegen Flüchtlinge zu schüren, halte ich für unredlich.
Was gibt Ihnen Hoffnung?
Man sollte nicht die Bereitschaft der Menschen kleinreden, sich für Geflüchtete einzusetzen. Ich habe erfahren: Es gibt immer wieder Menschen, die neu mit anpacken, wenn sie gebraucht werden. Das gibt mir Hoffnung.
Kreuzweg für Flüchtlinge
Zeit: Karfreitag, 25. März, 12.30 Uhr bis zirka 15 Uhr
Treffpunkt: vor dem Hamburger Rathaus, Abschluss im Gemeindesaal der Caritas Hamburg, Danziger Straße 66. Die Teilnehmenden sind anschließend zu einem Imbiss eingeladen