Im März 2017 besuchte eine Delegation des Tansania-Arbeitskreises die Partner in Tansania: ein Bericht.
von Thomas Bischoff
Um es gleich vorweg zu nehmen: die Reise hat sich gelohnt - in vielerlei Hinsicht! Zur Geschichte: die Partnerschaft der beiden Hamburger Kirchengemeinden St. Lukas und Ohlsdorf-Fuhlsbüttel mit mehreren Gemeinden im Turianidistrikt in Tansania begann vor 20 Jahren. Heute arbeiten alle Gemeinden in der Region Mittleres Alstertal in der Partnerschaftsarbeit mit. Der wichtigste Inhalt dieser Partnerschaft sind das voneinander Lernen durch gegenseitige Besuche im Zwei- bis Drei-Jahresrhythmus und die Unterstützung verschiedener Projekte.
Wir - das sind Karin Möller, Christa Guhl und ich - kamen am 7. März 2017 in Dar es Salaam an, wo uns ein Empfangskomitee, geleitet von Propst Samuel, abholte. Am nächsten Tag fuhren wir in den Turianidistrikt zu einem herzlichen, gesangs- und tanzgewaltigen Empfang durch eine Massai-Gemeinde in Kambala.
Die folgenden Tage waren geprägt durch Besuche verschiedener Gemeinden und ihrer Projekte bzw. neuer Projektideen. So möchte z. B. eine kleine Gemeinde in Magole, idyllisch zwischen Maisfeldern gelegen, einen eigenen Brunnen bohren, damit die Frauen, traditionell zuständig für das Wasserholen, nicht mehr so viele Stunden täglich unterwegs sein müssen.
Zwei Projekte haben einen erfreulichen Stand erreicht und sind vorbildlich dokumentiert: die beiden Maismühlen in Manyinga und Lungo. Sie bedeuten regelmäßige Einnahmen. Die Realisierung eines anderen Projektes – der Kindergarten / die Vorschule in Lungo – ist wegen der komplizierten Wasserversorgung und des schwierigen Bodens ins Stocken geraten. Die Partner hoffen, wenigstens einen Raum und sanitäre Anlagen in diesem Jahr fertigstellen zu können.
In allen Gemeinden wurden wir herzlich empfangen - mit Gesang und Tanz, mit ausgiebiger Vorstellungsrunde, gemeinsamem Essen und gegenseitigen Geschenken. Auch wir haben die Gastgeber erfreut mit Liedern wie z. B. „Ich lobe meinen Gott...“ und „Ik heff mol ´nen Hamburger Veermaster sehn“. Sehr interessant war auch unser Besuch in einer Secondary School (bei uns Klasse 7 bis 10), wo wir ein informatives Gespräch mit der Schulleiterin hatten. Sie zeigte uns auch die Raum- und Platznot in den Klassenräumen: bis zu 50 Schüler/-innen in einem Raum für 25 Kinder!
Wir hatten die Ehre, für einen Sonntag die Predigt über Genesis 2,15 (Der erste Mensch im Garten Eden) vorzubereiten, die ich vortrug. Am selben Nachmittag fand in Mtibwa auch ein Chorfestival mit sieben Chören statt, das sehr abwechslungsreich und stimmungsvoll war.
Drei „touristische“ Highlights sollen hier nicht unerwähnt bleiben: Wir haben den „Mikumi-Nationalpark“ besucht und in herrlicher Landschaft fast alle afrikanischen Großtiere in freier Natur bewundern dürfen. Kurz vor unserem Abflug in Dar es Salaam waren wir am „Coco-Beach“ am Indischen Ozean und haben dort den Sand und das sehr warme Wasser genossen und 30 sehr fröhliche Minuten mit Mama Machibula und Grace verbracht. Und ich war dreimal mit dem hoteleigenen Fahrrad unterwegs und habe auf 90minütigen Touren Land und Leute erkundet.
Genannt sollten hier aber auch die Momente sein, die ärgerlich oder enttäuschend waren: Erstens das Warten: 30 Minuten später ist pünktlich, eine Stunde Verspätung normal, 90 Minuten kann mal passieren! Zweitens hatten wir zwei sehr kurzfristige Absagen unserer Partner, die sie uns nicht erklären konnten oder wollten. Auch der Termin mit Bischof Mameo entfiel. Er war einfach nicht da, obwohl wir angekündigt waren. Und drittens wurden wir immer wieder vertröstet, dass von uns dringend benötigte schriftliche Dokumente und Reports in Arbeit seien und uns zum Schluss mitgegeben würden. Dies geschah dann nicht. Die Partner werden es hoffentlich bald nachholen. Sie schienen an den Grenzen ihrer Belastbarkeit angekommen zu sein.
Und dennoch trüben diese Punkte sowie die oft stundenlangen Fahrten in keiner Weise den Gesamteindruck und den Erfolg dieser Reise. Wir haben gesehen, was erreicht wurde und wo Schwierigkeiten liegen. Wir konnten sehr deutlich machen, welche Informationen wir benötigen, um Projekte weiter fördern zu können. Wir haben Freunde wieder getroffen und viele neue herzensgebildete Menschen kennengelernt. Wir konnten die Landschaft, die Tierwelt und die Fülle der Natur kennenlernen. Wir haben mehrstimmigen Gesang und Tanz als Lobpreis in unterschiedlichsten Stilen wahrgenommen. Wir durften staunen, wie viele Menschen trotz Armut ihr Leben meistern. Wir konnten erneut feststellen, wie viele Gemeinsamkeiten wir trotz aller Unterschiede haben. Und wir haben einen tiefen, dankbaren und hoffnungsvollen Glauben erlebt - im Gebet und in vielen Diskussionen.
Erfüllt sind wir nach zweieinhalb Wochen wohlbehalten in Hamburg angekommen und herzlich in Empfang genommen worden. Diese Partnerschaft ist für beide Seiten wichtig und wird hoffentlich noch lange währen. Möge Gott uns dabei helfen!