Hafengeburtstag Zuhause schmeckt nach Chips

Markus Wichmann ist dieser Tage nur per Handy zu erreichen. Er leitet die „Seafarers’ Lounge“ am Kreuzfahrtterminal in der Hafencity, betrieben von der Seemannsmission: Einen Container mit Kiosk, Telefonen und Internetanschluss, in dem Seeleute das Nötigste einkaufen und Kontakt zu ihren Familien aufnehmen können.

 

Weil in diesem Jahr so viele Kreuzfahrtschiffe nach Hamburg kommen, hat die Seemannsmission auch am Kreuzfahrtterminal in Altona ein Stand aufgebaut. Hier können die Seeleute günstig Geld in ihre Heimat überweisen, mit ihren Familien skypen und Telefonkarten kaufen.

 

"Sie lassen ein Stück ihres Lebens auf See"

 

Die meisten von ihnen bleiben nur einen Tag, bevor ihr Schiff wieder den Hafen verlässt. Sie kommen von den Philippinen, aus Indien und Indonesien, 30 Prozent sind Frauen. Neun Monate im Jahr sind sie unterwegs, arbeiten sieben Tage die Woche, täglich 14 Stunden. Während dieser Zeit sehen sie ihre Kinder, Männer und Frauen kein einziges Mal. „Sie lassen ein Stück ihres Lebens auf See, um ihre Sippe zu ernähren“, sagt Wichmann.

 

In Hamburg ist meistens Passagierwechsel. Betten müssen neu bezogen, Kabinen gesaugt, Maschinen gecheckt werden. Zwischendrin bleibt nur kurz Zeit für einen Landgang. Mit fünf Diakonen ist Wichmann im Einsatz. Manche der Seeleute fragen nach einem Seelsorger, der ihnen zuhört. Sie haben Fragen an den Glauben und Sehnsucht nach ihren Familien. Und sie wollen Spaß haben, echten Spaß. Pause machen von dem aufgesetzten Lächeln, das an Bord von ihnen erwartet wird.

 

Per Bus zur Party

 

Weil die Kreuzfahrtschiffe im ganzen Hafengebiet ankern, hat die Seemannsmission einen Shuttledienst eingerichtet. Der Bus holt die Seeleute ab und bringt sie dahin, wo die Party rockt, an die Landungsbrücken, zum Fischmarkt. Oder zur „Seafarers’ Lounge“ am Kreuzfahrtterminal. Dort bekommen sie Chips und Schokolade aus ihrer Heimat. „Das lindert das Heimweh“, sagt Wichmann. Zwar ist der Kiosk auch verpflichtet, Postkarten und andere Souvenirs an Touristen zu verkaufen. „Aber gehen die Seeleute gehen vor.“

 

Das Geschäft mit den Kreuzfahrten boomt in Hamburg. Ein drittes Terminal soll im kommenden Jahr in Steinwerder eröffnet werden. Der „Seafarers’ Lounge“, die seit rund 4 Jahren besteht, geht der Platz aus. 27 Quadratmeter Fläche hat der Container drinnen, 100 davor. Dort kann man zwar im Sommer sitzen und Kaffee trinken. Doch Wichmann hofft auf mehr Platz, auch am neuen Standort: „Wir werden gebraucht.“