Rathauspassage Wo es unter dem Pflaster swingt

Buntes Leben und evangelischer Lifestyle in der Rathauspassage – dafür steht Nils Petersen

Die Rathauspassage war 1998 als Sozialprojekt für fünf Jahre geplant. Jetzt geht sie ins zwanzigste Jahr – und hat nicht nur in den nächsten Wochen viel zu bieten

Pastor Nils Petersen zieht es unter die Erde. Seit drei Jahren leitet er die Rathauspassage im Herzen der Stadt – in einer ehemaligen Unterführung zu den S- und U-Bahnen unter dem Rathausmarkt.

Die ist mit Restaurant und Shops ein Treffpunkt, für alle die gerne gesund und frisch essen, antiquarisch Bücher, Second-Hand-Kleidung oder fair gehandelte Produkte kaufen, sich über Hamburg und die Kirche informieren.

Ort zum Arbeiten...

20 langzeitarbeitslose Menschen sind hier beschäftigt und qualifizieren sich für den ersten Arbeitsmarkt. Weitere 20 arbeiten ehrenamtlich hier. Das Thema Arbeitslosigkeit im Stadtgespräch zu verankern sieht Petersen als eine seiner Aufgaben an.

Die Rathauspassage geht auf eine Initiative des früheren Hamburger Diakoniechefs Stephan Reimers zurück. 1998 wurde sie eröffnet – und blieb. Im vergangenen Jahr starteten die Bürgerschaftsfraktionen von SPD, CDU, Grünen und FDP eine Initiative, die Räume umzubauen.

Die Passage sollte Fenster bekommen und einen Blick aufs Alsterfleet. Doch der Beginn verzögert sich. Die Umbauten sollen im kommenden Jahr starten, sagt Petersen: „Die Eröffnung könnte dann 2019 sein.“

...und zum Genießen 

Er ist angetreten, das evangelische Profil zu stärken und konzertiert sich auf die inneren Werte. So hat er im Keller der Heiligengeistkirche in Barmbek Fenster der Hamburger Künstlerin Anna Andersch-Marcus entdeckt und für die Rathauspassage gewonnen. Sie zieren jetzt die Wände, zum Beispiel in einem Raum, der auch für Andachten genutzt wird. Die Einweihung ist für diesen Freitag geplant.

Ob ein Poetry Slam zur Fairen Woche, eine Tafel für alle zum Erntedankfest, Konzerte und jeden Freitag eine Andacht: Nils Petersen will „Evangelischen Lifestyle“ in die Stadt bringen.

Was das für ihn ist? „Ich möchte, dass sich unsere Gäste darauf verlassen mögen, dass hier regionale Waren verarbeitet werden, dass wir faire Arbeitsbedingungen gewährleisten, nachhaltig wirtschaften und sozial agieren.“

Menschen treten (wieder) in die Kirche ein 

Täglich wird frisch gekocht und gebacken. Viermal im Jahr ist Swingtanz mit der Gipsy-Swing-Band von Tornado Rosenberg angesagt. Künstler, die auftreten, werden nach den Richtlinien der Initiative „art but fair“ bezahlt.

Touristen können sich über die Stadt und ihre Kirchen informieren. Und rund 30 Hamburger pro Jahr nutzen die hier untergebrachte Eintrittstelle und werden (wieder) Kirchenmitglied.

Die Menschen kommen und gehen – und das macht aus Petersens Sich den Reiz der Rathauspassage aus. Bevor er hierher kam, leitete er die Arbeitsstelle „Kirche und Stadt“ an der Hamburger Uni. Verlässlich als Kirche auch dort zu sein, wo sich Hamburg von seiner repräsentativen Seite und im Glanz der Konsumtempel zeigt, ist sein Anspruch. „Ich möchte, dass möglichst viele Menschen in unserer Stadt die Möglichkeit haben, ein ethisch verantwortetes Leben zu führen – und wünsche mir, dass wir ein Stück dazu beitragen können.“

Termine

  • Freitag, 22. September, 18 Uhr Einweihung der Kirchenfenster
  • Mittwoch, 29. September, 19.30 Uhr, Poetry Slam zur Fairen Woche