Draußen herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Am Eingang des zweistöckigen Rumond-Walther-Hauses sitzt ein Wachmann. Während der klirrenden Kälte verlässt kaum einer das Haus. Die Bewohner genießen es, ein halbes Jahr lang ein Zimmer mit eigenem Bett zu haben. Sie sind in einem ehemaligen Altersheim der evangelischen Kirche untergekommen.
Es gibt sogar zwei kleine Küchen, in denen sich die Männer und Frauen etwas kochen können. Henry P. nutzt das Angebot regelmäßig im Wechsel mit seinem Zimmernachbarn. Zwei Mal die Woche bringt die Hamburger Tafel Obst und Gemüse vorbei. Henry P. hat schon Pläne für das Frühjahr, er will Deutschland verlassen. Und Hartz IV-Unterstützung wolle er nicht beziehen, zu viele Formalitäten, sagt er. Was er an Geld brauche, das sammelt er mit Pfandflaschen aus Mülleimern zusammen.
Viele haben Suchtprobleme
Regina Barthel von der städtischen Einrichtung fördern und wohnen“ leitet und beaufsichtigt die Unterkunft der Wohnungslosen, die gegenüber von der Christianskirche liegt. Sie ist begeistert von dem Übergangsquartier. Bis jetzt gibt es nur wenig Probleme", sagt die Sozialarbeiterin. "Obwohl viele der Bewohner eine Suchtproblematik haben, etwa mit Alkohol."
Die Sozialarbeiter helfen den Wohnungslosen, die Papiere zu ordnen, die Ansprüche auf Hartz IV zu regeln, im Idealfall sich zu bewerben. Oder auch Ärzte zu finden. Es sind die kleinen Erfolge, die zählen: Beispielsweise habe ein junger Mann aus dem Haus eine Arbeit gefunden, eine Frau wechselte in eine feste Wohnung.
Kleines Kochgeschirr wird gesucht
Da die Wohnungslosen ja kaum etwas besitzen, werden Kleiderspenden immer gebraucht: Es fehlt noch an warmer Unterwäsche, Socken und Wintersachen“, sagt Barthel. Bettwäsche zum Wechseln wäre auch toll. Oder kleine Töpfe und Geschirr.
Auch für die Christianskirche, das Kirchencafé und den Kindergarten sind die Obdachlosen als neue Nachbarn stärker ins Bewusstsein gerückt. Christiane Winter aus dem Kirchenvorstand: Wir sind alle froh, dass wir ihnen bei diesen Temperaturen ersparen können, draußen sein zu müssen und ihre Gesundheit noch mehr zu schädigen als sie das ohnehin schon tun.“ Auch sei die Spendenbereitschaft für Obdachlosenprojekte nun größer geworden.
Ob sich weitere Kirchengemeinden trauen, leerstehende Häuser etwa vor dem Abriss eine Saison lang als Quartier für Wohnungslose zur Verfügung zu stellen? Zwar gibt es schon kirchliche Angebote für Wohnungslose wie die sogenannten Kirchenkaten oder die Tagesaufenthaltstätten und die Mahlzeit in Altona. Aber die Not bleibt groß. Viele Obdachlose schlafen trotz Übernachtungsquartieren der Stadt immer noch im Freien, weil sie nicht in die Unterkünfte wollen.