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Den Friedhofszwang aufzuheben, ist meines Wissens nach in Hamburg derzeit kein Thema. In unserer Stadt und in der näheren Umgebung gibt es nicht nur 57 kirchliche, sondern mit Ohlsdorf und Öjendorf auch große kommunale Friedhöfe. Wir haben die Verpflichtung, das Kulturgut Friedhof zu erhalten.
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Die Urne im Regal oder Asche im Garten verstreut: Was ist, wenn es in einer Familie zu Streit kommt? Dann haben missliebige Angehörige keinen Ort der Trauer. Zudem sehe ich die Gefahr, dass zuhause aufbewahrte Urnen im Falle einer späteren Wohnungsauflösung einfach entsorgt werden. Ich vermute hinter diesem Vorstoß eher die Tendenz, Tod und Trauer immer weiter aus der Öffentlichkeit und damit der Gesellschaft zu verdrängen – dabei ist beides untrennbar mit dem Leben verbunden.
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Das ist verständlich. Doch darauf gibt es schon viele Antworten, wie etwa pflegefreie Grabstätten oder kleinere Gräber. Für noch viel wichtiger halte ich jedoch folgenden Gedanken: In ihrem Garten sind sie mit ihrer Trauer alleine. Friedhöfe sind Orte der Begegnung, in ihnen können sie ihr Leid teilen. Das tröstet, auch wenn man nur einmal in Jahr kommt.
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Früher war es genau umgekehrt. Das ist ein Grund dafür, warum es heute so schwierig ist einen Friedhof kostendeckend zu führen: Die Flächen werden nicht mehr gebraucht, müssen aber gepflegt werden. Hinzu kommt, dass die Zahl der Sterbefälle aufgrund des demografischen Wandels rückläufig ist. Und die Konkurrenz durch kommerzielle Anbieter, wie etwa von Friedwäldern, hat zugenommen.
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Planungen dafür laufen, etwa auf dem kommunalen Friedhof in Ohlsdorf. Auch auf einigen kirchlichen Friedhöfen werden wir vermutlich zu einer Reduzierung der Flächen kommen müssen. Ein Park als Nachnutzung ist dabei eine gute Lösung. Tai-Chi-Übungen auf einer Wiese, eine sanfte, naturbelassene Erholung – dafür gibt es schon jetzt gute Beispiele, etwa den Wohlerspark an der Thadenstraße auf St. Pauli. Dieser ehemalige Friedhof wurde Ende der 1940er Jahre stillgelegt und von der Stadt Hamburg übernommen. Geschieht das nicht, bleibt die Frage der Finanzierung. Es ist schließlich nicht die Aufgabe von Kirchengemeinden, einen öffentlichen Park zu unterhalten.
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Wir sind auch nach der Beerdigung kompetente Ansprechpartner. Viele unserer Friedhöfe laden etwa zum Ewigkeitssonntag Hinterbliebene ein, deren Angehörige im Jahr zuvor verstorben sind. Das wird sehr gut angenommen. Die Trauerhallen sind dann voll. Trauer kann man nicht abkürzen. Menschen auf ihrem Weg zu begleiten, ist ein Kern unserer Arbeit.
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