Der 31. Oktober 2017 ist in Italien ein Tag wie jeder andere auch. Das ist nicht verwunderlich, weil die Reformation hier – anders als nördlich der Alpen – nie ein kulturbestimmender Faktor gewesen ist. Die evangelischen Kirchen, die es heute in Italien gibt, sind zudem so klein, dass sie im Allgemeinen kaum wahrgenommen werden.
Und doch ist dieses Jahr anders.
Staunend und dankbar erleben wir, was niemand erwartet hat: Es gibt erstmals eine große öffentliche Aufmerksamkeit und bei vielen Menschen ein ehrliches Interesse überhaupt einmal zu fragen, wer war eigentlich Martin Luther und was ist für seine Theologie kennzeichnend gewesen. Diese Entwicklung verdankt sich vor allem dem ökumenischen Wirken von Papst Franziskus, der mutig und innovativ viele Hindernisse aus dem Weg räumt und Brücken zwischen den Kirchen baut.
Diesen ökumenischen Aufbruch nutzen und fördern wir, auch mit unserem Gottesdienst zum Reformationsfest, den wir schon seit langer Zeit in ökumenischer Weise feiern. In diesem Jahr wird Pater Heiner Wilmer, der Generalobere der Herz-Jesu-Kongregation, die Predigt halten, und es werden viele Gäste aus der internationalen Ökumene zu Gast sein.
Und um einen besonderen, unverwechselbaren – in Italien unbekannten – evangelischen Akzent zu setzen, haben wir in diesem Jahr auch einen Posauenchor aus München zu uns eingeladen. So ist alles vorbereitet für ein schönes und fröhliches ökumenisches Fest zum Reformationstag.
Bei uns übrigens bereits am Sonntag, den 29. Oktober 2017. Denn unsere Gemeindemitglieder müssen ja am Dienstag ganz normal arbeiten.
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Jens-Martin Kruse wird seine Kirchengemeinde in Rom bald verlassen. Er wurde vom Kirchenparlament des Kirchenkreises Hamburg-Ost zum Hauptpastor an der Hauptkirche St. Petri gewählt.
Weitere Artikel in dieser Reihe:
>> Günter Wasserberg, Reformationsbeauftragter für Hamburg und Lübeck
>> Frank Hofmann, Chefredakteur des Vereins Andere Zeiten
>> Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck