Der Terror ist da eingebrochen, wo die Menschen feiern und fröhlich sind. Sollen wir jetzt Weihnachtsmärkte meiden?
Das muss jeder für sich selbst entscheiden. In Hamburg sieht die Polizei im Moment keine Gefahrenlage.
Doch die subjektive Angst bleibt. Wie vermeidet man, sich von ihr beherrschen zu lassen?
Die Angst braucht einen Namen. Es ist gut, sich etwa im Gespräch mit anderen darüber klar zu werden, was genau einen ängstigt, welche Situationen, welche Orte.
Warum ist das hilfreich?
Weil man so nüchtern entscheiden kann: Ich meide erst einmal öffentliche Plätze. Oder: Ich gehe achtsamer durch die Straßen. Oder man sagt sich: Jetzt erst recht! Wichtig ist wach und aktiv zu bleiben. Sonst wird die Angst zum Ungetüm. Und nachzusteuern, wenn sich die Situation ändert.
Terror will genau das: einschüchtern, Unbehagen erzeugen, dort treffen, wo man nicht mit einer Gefahr rechnet.
Ein Anschlag gilt als gelungen, wenn er das Gemeinwesen verletzt. Wollen wir das? Wir schützen das Leben, wenn wir es auf unsere Weise gestalten. Mit der Hoffnung auf Gutes, nicht aus Angst heraus. So eine Haltung kann heilend für eine Gesellschaft sein. Für die Angehörigen und Freunde, die einen nahen Menschen verloren haben, wird der 19. Dezember 2016 jedoch eine Katastrophe bleiben.
Kann gemeinsames Gedenken stärken?
Gemeinsam zu beten und zu singen verbindet. Ebenso wie die Liebe zur eigenen Tradition – und dazu zählen ja auch die Weihnachtsmärkte. Wer sich zurückzieht ist zumeist weniger gut aufgestellt als jemand, der spürt: Ich bin nicht allein.
Pastorin Erneli Martens, 55, leitet die Notfallseelsorge in Hamburg.