Diana Dua über Sprache, Zugehörigkeit und Räume des Wandels Wenn sich beim Zuhören ein Herz öffnet

Diana Dua mit ihrem Buch "Zeilen gegen das Unbehagen"

Ein Gespräch mit Diana Dua über das Schreiben gegen das Unbehagen, die Kraft von Begegnungen und den Mut zur Veränderung.

Diana Dua ist Autorin und Sprachkünstlerin. Ihre Sammlung „Zeilen gegen das Unbehagen“ besteht aus poetischen Mikrotexten und Kurzgeschichten, in denen sie persönliche Erfahrungen mit Rassismus, Zugehörigkeit und Identität verarbeitet. Im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus in Hamburg liest sie daraus – eindringlich, bildreich, bewegend. Im Interview spricht sie über das Schreiben als Befreiung, über das Leben in Hamburg – und über Räume, die Wandel möglich machen.

„Ich wollte meinem Unbehagen endlich Ausdruck verleihen“

Mutsa Chiwakata: Frau Dua, Ihre Texte sind poetisch, persönlich und politisch. Was hat Sie dazu bewegt, „Zeilen gegen das Unbehagen“ zu schreiben – und welche Reaktionen berühren Sie besonders?

Diana Dua: Meine Beweggründe stecken eigentlich schon im Titel: Ich wollte meinem inneren Unbehagen endlich Ausdruck verleihen, mir Luft verschaffen. Also schrieb ich wie im Rausch. Im Grunde nur für mich selbst – ich hatte nicht geplant, die Texte zu veröffentlichen.

Gerade weil sie so persönlich sind, berührt mich jede Reaktion. Besonders nah ging mir das Feedback meiner Familie und aus meinem Freundeskreis. Es klingt vermutlich kitschig, aber wenn ich Tränen in den Augen sehe, spüre ich am deutlichsten, wie wertvoll es war, die Texte zu teilen. Neulich sagte eine Frau direkt nach einer Lesung, beim Zuhören habe sich ihr Herz geöffnet. Das fand ich unglaublich schön, weil ich das Gefühl hatte, jedes Wort und alles, was ich ausdrücken wollte, ist auch angekommen.

„Wir alle bewegen uns in unseren Bubbles“

Chiwakata: In Ihren Geschichten geht es oft um das subtile Gefühl des Nicht-Dazugehörens. Wie erleben Sie Hamburg – als Ihre Stadt – heute? Und was müsste sich aus Ihrer Sicht noch verändern?

Dua: Dieses subtile Gefühl wird mich vielleicht immer begleiten, egal, wo ich bin. In Hamburg hatte ich zum ersten Mal den Eindruck, damit nicht mehr allein zu sein. Ich erlebe die Stadt nach wie vor als sehr offen, es gibt tolle Angebote für Austausch und Begegnung. Und doch nehme ich oft wahr, dass einzelne Communitys unter sich bleiben. Wir alle bewegen uns ja in unseren vertrauten Bubbles – weil es bequem ist. Umso wichtiger ist es, gewohnte Muster zu hinterfragen und mehr Eigenverantwortung für Teilhabe zu übernehmen. Gerade jetzt braucht es Mut, aus der Komfortzone zu treten, aktiv Begegnungen auf Augenhöhe zu suchen und Türen füreinander zu öffnen.

„Wenn Menschen emotional berührt sind, wird Wandel möglich“

Chiwakata: Sprache ist in Ihrem Werk ein zentrales Mittel der Selbstermächtigung. Welche Rolle spielen für Sie Räume wie Kirche oder Kulturveranstaltungen, wenn es darum geht, Diskriminierung sichtbar zu machen – und Wandel anzustoßen?

Dua: Das sind wichtige Orte, an denen Menschen gemeinsam zuhören, erleben, nachdenken und fühlen. Hier kann man sich austauschen, Banden bilden und sich gegenseitig empowern. Ich finde es wichtig, Diskriminierung nicht abstrakt darzustellen, sondern spürbar zu machen – erst wenn Menschen emotional berührt sind, wird Wandel möglich. Im besten Fall verlassen sie diese Räume bereichert, mit neuem Blick auf die Welt und kommen dadurch ins Handeln.

Lesungen im Rahmen der Internationalen Wochen gegen Rassismus mit Diana Dua:
  • Mittwoch, 26. März, 19:00 Uhr
    Alte Villa Niendorf, Garstedter Weg 9
  • Freitag, 28. März, 18:30 Uhr
    HausDrei, Hospitalstraße 107

Der Eintritt ist kostenlos.

Weitere Infos unter: eimsbuettel-zeigt-haltung.de