Das Bild vom toten Pferd lässt sich gut auf die Situation der Arbeit und der Arbeitssuche anwenden. Dabei ist eine typische Situation, dass das Pferd weder tot noch topfit ist. Aber woran leiden Pferd und Reiter? Was sind die Gründe und was ist zu tun? Für Diagnose und Prognose sind Faktoren in der Person und im Umfeld zu analysieren.
Es gibt Bedingungen im beruflichen Umfeld, die dazu führen, dass Beschäftigte am liebsten vom Pferd absteigen würden. Das Pferd ist eigentlich fit, aber der Stall macht krank, das Futter stärkt nicht, die Trainingsmethoden sind überholt. Für Mitarbeiter stellt sich dann die Frage, ob sie an diesen Bedingungen etwas ändern können und wollen, oder ob sie besser den Betrieb verlassen. Die Antwort hängt u.a. von der Führungskultur im Betrieb ab.
Oft hören wir in der Beratung im Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA), dass die Vorgesetzten ihre Leitungsfunktion eher schlecht ausüben. Das kann an persönlichen Eigenarten liegen, aber auch daran, dass sie auf diese Funktion nicht gut vorbereitet werden. Sie entscheiden durch ihr Verhalten aber darüber, ob wertschätzend miteinander umgegangen wird, ob Schwierigkeiten lösungsorientiert besprochen werden, ob aus Fehlern gelernt werden darf und ob Mitarbeiter unterstützt werden, ihre Aufgaben besser zu bewältigen.
Nehmen Vorgesetzte ihre Leitungsfunktion nicht kompetent wahr, so kann der Leistungsdruck seine negativen Aspekte entfalten, Mobbing kann entstehen und unangemessenes Verhalten einzelner Mitarbeiter können die Arbeitsbedingungen der anderen verschlechtern. Burnout kann eine Folge davon sein.
Beratung ist wichtig, um Mitarbeiter zu unterstützen, Handlungsmöglichkeiten im Betrieb oder Strategien für einen Jobwechsel zu entwickeln. Gleichermaßen braucht es aber den Einsatz für gute Arbeitsbedingungen. Der KDA berät daher nicht nur Menschen in der Arbeitswelt, sondern organisiert auch Veranstaltungen zu Unternehmenskultur und -ethik. Er will so Anregungen geben, die betrieblichen Rahmenbedingungen zu verbessern, damit gute Arbeit möglich ist.
Monika Neht ist Soziologin und arbeitet beim KDA in Nordelbien
mneht@kda-nordelbien.de