Das Weihnachtswort des bischöflichen Vertreters Weihnachten ist ein Fest der Hoffnung

„Es begab sich aber zu der Zeit…“ In jedem Jahr hören wir wieder die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukasevangelium, und jedes Mal höre ich sie wieder neu. An jedem Satz, an jedem Wort hängen ganz viele Bilder.

 

Manchmal bleibe ich bei dem Wort des Engels hängen: „Fürchtet euch nicht!“ Damit ist doch auch meine Furcht gemeint. Wovor fürchte ich mich? Und was hilft mir dagegen? In einem anderen Jahr verweile ich in Gedanken bei Josef und Maria und ihrer Reise nach Bethlehem – wie beschwerlich mag das gewesen sein! Und wie einfach ist das Reisen heute…

 

In diesem Jahr fiel mir besonders der Kontrast auf zwischen den Räumen, die in der Weihnachtsgeschichte eine Rolle spielen. Da wird gleich am Anfang ein ganz großes Panorama aufgespannt: „ein Gebot von dem Kaiser Augustus, dass alle Welt geschätzt würde“. Größer geht es nicht: „alle Welt“!

 

Vor 2000 Jahren war die Welt globalisiert – vielleicht stärker, als wir es heute erleben. Die Länder der westlichen Welt unterstanden einer politischen und militärischen Gewalt - dem Kaiser in Rom. Sie hatten ein Rechtssystem, das römische Recht. Der Handel war international. Und mit Latein und Griechisch hatte die Welt damals zwei Sprachen, die uneingeschränkt als die Weltsprachen anerkannt waren.

 

Doch in dieser Zeit bereitet sich am Rande des Imperiums eine Zeitenwende vor. Der Evangelist Lukas erzählt uns von einer Krippe, in die das Kind gelegt wurde, „denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“. Geborgenheit versus globale Welt. Der ganz kleine Raum wird hier dem ganz großen Raum gegenübergestellt.

 

Weihnachten ist das Fest der Hoffung – und zwar auch der Hoffnung darauf, dass das Kleine sich gegen das Große durchsetzt. Der kleine Stall ist wichtiger als das ganze große Imperium, von dem nur Trümmer geblieben sind. Das Kind in der Krippe dagegen und die Menschen, die daran glauben, haben die Welt verändert. Ja, sie tun es noch heute.

 

Und so ermuntere ich Sie: Lassen Sie sich auch in diesem Jahr wieder von den alten, schönen Worten an diese Hoffnung erinnern: „Es begab sich aber zu der Zeit…“

 

Jürgen F. Bollmann

Ständiger bischöflicher Vertreter im Sprengel Hamburg und Lübeck