Ausstellung Wasser - ein bewegendes Element

Wasser in all seinen Facetten - ein Foto aus der Ausstellung

Es glitzert, schimmert, spiegelt, bauscht sich auf und zieht hinab: Wasser bewegt - sich und den, der es betrachtet. Zu sehen ist das nicht nur an Elbe und Alster, sondern auch in der Ausstellung „Über Wasser“ mit Gemälden und Fotografien aus 200 Jahren, die das Bucerius Kunst Forum derzeit zeigt. Über die Symbolkraft des Elements haben wir mit dem Michel-Hauptpastor und Kunstexperten Alexander Röder gesprochen.

Herr Röder, wofür steht Wasser in der Bibel?
Im Schöpfungsbericht heißt es, dass der Geist Gottes über dem Wasser schwebte. Das bedeutet: Wasser ist ein Urelement, das Leben ermöglicht. Die Orte, in denen die Bibel entstand, sind vom Wüstenklima geprägt. Wasser ist dort rar. Seine Bedeutung existentiell. Auch in einem negativen Sinn.

Wie meinen Sie das?
Wasser wird in manchen biblischen Erzählungen vom Lebensmittel zum "Wasser des Lebens" und zur "Quelle des Heils" überhöht. Andererseits hat es eine bedrohliche Komponente, etwa  in der Sintflut. Menschen ertrinken darin, die Fluten werden zum Grab.

Davon hören wir fast täglich in den Nachrichten: Flüchtlinge versinken im Mittelmeer.
Wasser kann unendlich brutal sein. Es ist nicht so stark kontrollierbar wie eine Grenze auf dem Land. Auch deshalb entscheiden sich Flüchtende für diesen Weg, das war auch zu DDR-Zeiten so. Dass so viele Flüchtlinge vor den Grenzen Europas im Mittelmeer umkommen, ist jedoch ein politischer Skandal.

Auch in der Taufe spielt Wasser eine zentrale Rolle.
Hier finden wir die beiden Seiten des Wassers vereint. Nach unserem Verständnis stirbt mit dem Eintauchen ins Wasser unser alter Mensch, der, von Gott getrennt, den Mächten des Bösen ausgeliefert ist. Der Mensch wird neu geboren, auch wenn er noch ganz klein ist.

Können Bilder überhaupt die Macht des Wassers abbilden?
Wasser kraftvoll und sinnlich darzustellen, ist unendlich schwer. Künstler können nur Momente festhalten. Wie das gelingt, zeigt die Ausstellung beispielhaft. Für mich immer wieder überwältigend ist eine Darstellung des „Lebensbrünnleins“ auf dem Genter Altar aus dem 15. Jahrhundert. Das Wasser ist dort so kristallklar gemalt, es schillert erfrischend. Man möchte am liebsten daraus trinken.

Alexander Röder ist Hauptpastor an St. Michaelis und Vorstandsvorsitzender der „Stiftung Kunst und Kirche“ der Nordkirche.

Vortrag mit Alexander Röder zum Thema „Und führet mich zu frischem Wasser"

Zeit: Montag, 22. Juni, 20 Uhr
Ort:
Bucerius Kunst Forum, Rathausmarkt

Die Ausstellung "Über Wasser" mit 160 Gemälden und Fotografien von William Turner bis Olafur Eliasson ist noch bis zum 15. September im Bucerius Kunst Forum zu sehen. Geöffnet ist sie täglich von 11 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr.