Missa – Stilles Geschrei Uraufführung der Scheuer-Messe

Überzeugt war nach der Uraufführung Dirigent Cornelius Trantow: „Hier schaffen wir etwas Neues. Etwas, für das es keine Hörerfahrung gibt. Ich bin sicher, viele im Publikum haben die lateinischen Texte oft gehört oder selbst gesungen. Nun wird der Messtext in unsere Zeit geholt. Daran Teil zu haben, ist eine Freude!“

 

Extra angereist war Fulbert Steffensky, der mit der Theologin Dorothee Sölle verheiratet war. Von ihr stammen die Gedichte, die den liturgischen Texten gegenübergestellt wurden. „Was mich sehr berührt hat, ist die Verbindung von alten Texten und ganz neuer Sprache, ihrer Sprache. Die produktive Reibung der beiden.“

 

Der Komponist Benjamin Scheuer hat die alten Texte der gottesdienstlichen Liturgie mit ungewohnten Klängen und unüblichen Instrumenten verbunden. Neben Orgel, Streichern und Bläsern erklangen auch Akkordeon, Marimba, Vibrafon, Klatsche und mit Wasser gefüllte Gläser. Manche Instrumente setzten von unerwartetem Ort in der Kirche ein. Chor und Solisten zischten, pfiffen, krächzten, flüsterten, jaulten, sangen gegeneinander. Es gab aber auch melodische Passagen.

 

Das Publikum reagierte unterschiedlich. Eine Zuhörerin meinte, die Messe habe sie in ihren Bann gezogen. Das Lautmalerische gefiel ihr besonders. Ein anderer bemerkte: „Manches fand ich etwas klischeehaft, zum Beispiel die hohen Geigen beim Lob Gottes oder den tiefen Gesang bei der Grablegung." Andere, die sich besonders gut auskannten, nahmen auch traditionelle Formen in der Komposition wahr.

 

Scheuer stellte hohe Anforderungen an die Musiker. „Erst drei Wochen vorher haben wir die fertigen Noten bekommen“, sagte Stefan Scharff, einer der drei Kreiskantoren des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein. Sie hatten gemeinsam die Idee zu diesem Projekt. Dass die Probenzeit extrem kurz war, fanden alle, nicht nur der aus Kirchenmusikerinnen und Kirchenmusikern bestehende Projektchor.

 

Insgesamt drei Mal führten die Musiker das neue Werk auf. Neben der Blankeneser Kirche waren auch die Verheißungskirche in Niendorf und die Uetersener Klosterkirche gut gefüllt. Das Projekt „Messe 2012 – ein Fenster zum Himmel“ wird nun mit vielen großen und kleinen Konzerten fortgesetzt. Mehr dazu finden Sie unter www.messe-2012.de