„Zwischen den Jahren“ heißt die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr (oder ein paar Tage länger bis der Alltag wieder startet). Es ist als gehörten die Tage nicht mehr zu 2017, aber auch noch nicht zu 2018. So als hätte mit dem Weihnachtsfest etwas Neues begonnen, das aber erst zu werden beginnt. Die Wege laufen nicht einfach schnurstracks ins neue Jahr, der Alltag ist unterbrochen. Der Blick wandert zurück und nach vorne. Vor dem Jahreswechsel stehen (mal wieder) die inneren Umzugskisten da samt den Fragen: Was soll mit? Was soll bleiben?
Es ist eine Zeit der Sehnsucht nach neuen Anfängen mittendrin. Danach zurück auf Los gehen zu dürfen, den Ballast abzuschütteln. Die Fehler zu korrigieren, Gespräche neu zu beginnen. Aber auch der Wunsch das Leben heiterer und klüger, gesünder und weitsichtiger zu leben. Dem Alltag mehr schöne Augenblicke abzutrotzen, auf sich selbst und Andere mehr Acht zu geben. Die eigene Verbissenheit auszusortieren wie eine Vase und sich neue Gelassenheit zu zulegen.
Man muss nicht außerordentlich fromm sein, um in diese Sehnsucht einzustimmen. Im Schein von Weihnachten will sie aber mehr sein als ein paar gute Vorsätze. Im Schein von Bethlehem will das Leben in einem neuen Licht erleuchten: Ich darf sein, der ich bin, um ein anderer zu werden! Weil ich an meiner Sehnsucht nicht scheitern kann, darf ich es wenigstens versuchen und die Kartons mit Hoffnung vollpacken. Randvoll und schwer, denn ich muss sie nicht alleine schleppen. Andere tragen mit – und Gott auch.
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Oliver Spies ist Pastor und Öffentlichkeitsarbeiter im Kirchenkreis Hamburg-Ost.