Die charismatisch-geprägte Eastside-Gemeinde in Hamburg hat schon länger Interesse. Und auch Jennifer Rettenberger, Indentantin des Theaters „Die Burg“, hat einen Investor gefunden. Doch wer den Zuschlag bekommt, ist alles andere als absehbar.
"Uns ist es egal, wer die Kirche kauft", sagt Daniel Stricker, Sprecher der Finanzbehörde, die für Liegenschaften und das Immobilien-Management der Stadt zuständig ist. "Uns gehört nur das Grundstück." Sollte die Kirche verkauft werden, bekäme der neue Eigentümer dieses umsonst von der Stadt dazu.
Raum für ein großes christliches Zentrum
Die Hamburger Eastside-Gemeinde würde sofort zuschlagen: Sie möchte in der 1929 gebauten Kirche und auf dem Nachbargrundstück für sieben bis acht Millionen Euro ein großes christliches Zentrum bauen. Die Projekt- Gemeinde hat 95 Mitglieder und ist von der charismatischen Bewegung inspiriert. Jochen Weise steht ihr als Pfarrer vor. "Die Zusage einer Bank für die Finanzierung haben wir schon", sagt er.
Manche Bezirkspolitiker beurteilen die Gemeinde allerdings skeptisch, die der Bewegung der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung (GGE) in der Evangelischen Kirche angehört. "Sektenähnlich" nennt sie gar Ralf Lindenberg von der FDP-Nord.
Die Gemeinde wolle das Gebäude erhalten und im Stadtteil etwas bewegen, sagt Weise. "Wenn man uns hier nicht will, dann gehen wir eben woanders hin."
Auch das Theater müsste weichen
Derzeit bespielt unter anderem Jennifer Rettenberger mit ihrem Theater „Die Burg“ das Gebäude. Als Angestellte des Kirchenkreises hangelt sie sich seit 2012 von einem Drei-Monats-Vertrag zum nächsten. Der aktuelle sollte im März auslaufen. Sie möchte bleiben und fand einen Investor, der die Kirche mitsamt den jetzigen Mietern kaufen will. Er würde sowohl Rettenberger mit ihrem Theater als auch andere bisherige Mieter übernehmen.
Wer letztendlich die Verhandlungen führen und dann eine Entscheidung fällen wird, ist nicht ganz klar. "Wir sind nicht der Entscheider", sagt Remmer Koch, Pressesprecher des Kirchenkreises, der ja noch Eigentümer der Kirche ist.
Eine verstrickte Situation
Da die Stadt sich jedoch weigert, das Grundstück zurückzunehmen, muss offensichtlich erst mal die Vorgehensweise der nächsten Schritte geklärt werden.
Grundlage sind alte Verträge zwischen Stadt und Kirche. Anfang des vorigen Jahrhunderts habe die Stadt das Grundstück zur kirchlichen Nutzung zur Verfügung gestellt. Sollte das nicht mehr der Fall sein, geht es an die Stadt zurück. „Das wäre ja jetzt der Fall“, so Koch. Doch die Stadt sieht es anders und lehnt die Rücknahme ab.
Die verstrickte Lage kommt immerhin dem Theater zu Gute: Rettenberger hat mit ihrem Team Aufschub bis August bekommen und kann ihr zu Ostern geplantes neues Theaterstück auf jeden Fall noch auf die Bühne bringen.