Jahresempfang der Nordelbischen Kirche Stadt und Land gehören zusammen

Sowohl ländliche als auch städtische Regionen müssten in der Kirche ihren Platz haben, sagte Maria Jepsen, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, in ihrer Ansprache vor mehreren hundert Gästen aus Politik und Gesellschaft. Allerdings gebe es zwischen Stadt und Land immer noch „ein bisschen Eifersüchtelei“.

 

In der Bibel und der christlichen Tradition komme dagegen beides vor, so die Bischöfin. „Die Verkündigung der Christenheit begann auf Feldern. Und doch wissen wir, dass sich dann die Kirche ganz besonders in den Metropolen entfaltete und auch die Reformation sich als eine Bewegung in den Städten zeigte“, sagte die Bischöfin. Sie zitierte eine Mahnung des Theologen Petrus Abaelardus (1079 - 1142): „Städte werden durch Barmherzigkeit zusammengebunden, jede Stadt ist eine geschwisterliche Gemeinschaft.“ Dies gelte auch für die Gesellschaft insgesamt.

 

„Stadt und Land brauchen einander und dürfen gerade deshalb auch nicht ineinander aufgehen“, sagte Axel Gedaschko, Präses der Behörde für Wirtschaft und Arbeit, der ein Grußwort des Hamburger Senats überbrachte. Auch in und um Hamburg gebe es ländliche Räume. Sie seien wichtig etwa für das ökologische Gleichgewicht und als Erholungsgebiete. Der Senat habe sich dazu bekannt, sie auch innerhalb der wachsenden Stadt zu schützen.

 

In einem Impulsreferat sagte Pastor Dr. Kai Hansen aus Haddeby bei Schleswig: „Ländliche und städtische Lebensformen stehen in Wechselwirkung, allen Klischees von Dorfdeppen und arroganten Städtern zum Trotz.“ Von einem echten Gegensatz zwischen Stadt und Land könne zumindest in Deutschland keine Rede mehr sein: „Dafür sind auch die Landbewohner zu mobil und medienerfahren.“ Aufgabe der Kirche sei es, ein Bindeglied zwischen unterschiedlichen Lebensräumen zu sein.

 

„Wir haben heute bewusst mitten in die Hamburger City nach St. Jacobi eingeladen“, sagte Hans-Peter Strenge, Präsident der Nordelbischen Synode. Die Kirche müsse da präsent sein, wo das Leben ist. Die Innenstadt stehe dabei exemplarisch für die gesamte Gesellschaft, weil dort „der Gegensatz zwischen den schicken Passagen und den Obdachlosen, die in den Bankeingängen übernachten, besonders sichtbar ist“.

 

Bischof Gerhard Ulrich, der Vorsitzende der nordelbischen Kirchenleitung, beschloss den Empfang mit einem Abendsegen. Der Jahresempfang der Nordelbischen Kirche, der an wechselnden Orten stattfindet, wurde zum ersten Mal in der Hauptkirche St. Jacobi in der Hamburger Innenstadt abgehalten. Kirchenmusikdirektor Rudolf Kelber begleitete den Empfang an der Arp-Schnitger-Orgel von 1693.